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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 334<br />

Babyonyshev räumt ein, daß bei Andrei 24 der 428 und bei Peter fünf der 198 Nominativ-<br />

formen in nicht-nominativischen Kontexten auftreten. Dadurch kommen in immerhin 20% (=<br />

29/145) der Kontexte, in denen eine andere Form erforderlich gewesen wäre, Nominativ-<br />

formen vor. Sie betont aber, daß 16 dieser 29 nicht-zielsprachlich gebrauchten Nominativ-<br />

formen sich in Kontexten für Nomina mit Possessivmarkierungen befinden. Diese Übergenera-<br />

lisierungen sind Babyonyshevs Auffassung nach auf eine nicht-zielsprachliche Analyse der<br />

spezifischen Konstruktion zurückzuführen - und nicht auf fehlendes Wissen über das ziel-<br />

sprachliche Kasussystem (vgl. Babyonyshev 1993 für eine ausführlichere Diskussion).<br />

Selbst wenn man diese Argumentation akzeptiert, verbleibt noch ein Anteil von mehr als<br />

10% an Nominativmarkierungen in nicht-nominativischen Kontexten (= 13/129), den es zu<br />

erklären gilt. Außerdem kann man in Tab.III-20 und Tab.III-21 erkennen, daß in den ersten<br />

beiden Aufnahmen des jüngeren Kindes (Peter) und in der ersten Aufnahme des älteren<br />

Kindes (Andrei) ausschließlich Nominativkontexte vorliegen. Man kann für diese Aufnahmen<br />

also nicht zeigen, daß die beiden Kinder bereits die Distinktionen zwischen Nominativ-,<br />

Akkusativ-, Dativ- und Genitivmarkierungen erworben haben.<br />

Vielmehr lassen sich die Daten aus diesen frühen Aufnahmen mindestens ebenso erklären,<br />

wenn man annimmt, daß die beiden Kinder Nomina mit Nominativmarkierungen anfangs als<br />

unanalysierte Einheiten behandeln und sie erst später dekomponieren und kontrastiv gebrau-<br />

chen. Diese Annahme wäre dabei nicht nur mit der anfänglichen Beschränkung auf Nominativ-<br />

markierungen vereinbar, sondern auch mit den in späteren Aufnahmen beobachteten Nomi-<br />

nativübergeneralisierungen.<br />

Mit dieser Annahme läßt sich zugleich auch der weitere Entwicklungsverlauf erfassen: Bei<br />

Peter steigt der Anteil ausgelassener Kasusmarkierungen nämlich unmittelbar vor dem Auf-<br />

treten der ersten Kasusdistinktionen von 11% (= 1/9) auf 38% (= 5/13) an und sinkt danach<br />

wieder auf Werte zwischen 0% und 3%. Bei der Rate overter Kasusmarkierungen ist somit ein<br />

U-förmiger Entwicklungsverlauf zu beobachten. Zugleich werden die Kasusmarkierungen, die<br />

nach dem Anstieg der Realisierungsrate für Kasusmarkierungen auftreten, weitestgehend ziel-<br />

sprachlich und distinktiv verwendet. Dies deutet meines Erachtens darauf hin, daß hier ein<br />

Übergang von unanalysierten Strukturen zu analysierten Strukturen stattfindet. Ein solcher<br />

Übergang sollte nämlich dazu führen, daß Peter die anfangs unanalysierten Nominativ-

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