25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 331<br />

Insgesamt betrachtet sprechen die diskutierten Befunde <strong>zum</strong> Erwerb der deutschen<br />

Nominalflexion somit für eine frühe Phase ohne kontrastive Markierungen und eine schritt-<br />

weise Ausdifferenzierung des Systems, bei der sowohl Entwicklungsdissoziationen als auch<br />

anfängliche lexikalische Beschränkungen zu beobachten sind.<br />

ad (iii) Studien <strong>zum</strong> Erwerb des Griechischen<br />

<strong>Eine</strong> frühe Phase ohne kontrastive Markierungen und eine schrittweise Ausdifferenzierung des<br />

Systems mit Entwicklungsdissoziationen zwischen den einzelnen Markierungen zeigt sich, wie<br />

ich im folgenden erläutern werde, auch in den vorliegenden <strong>Untersuchung</strong>en <strong>zum</strong> Erwerb des<br />

Griechischen. Der Vergleich dieser Studien verdeutlicht aber, daß es keine universellen<br />

Erwerbsreihenfolgen für Numerus- und Kasusmarkierungen zu geben scheint - und daß Distri-<br />

butionsanalysen erforderlich sind, um die Produktivität von morphologischen Markierungen<br />

einschätzen zu können: Stephany (1997) berichtet, daß Numerusmarkierungen bei den von ihr<br />

untersuchten Kindern bereits zu Beginn des <strong>Untersuchung</strong>szeitraums auftreten und schneller<br />

generalisiert werden als Kasusmarkierungen: Ab der Mitte des dritten Lebensjahres verwen-<br />

deten alle Kinder in sämtlichen obligatorischen Kontexten die erforderlichen Pluralmarkierun-<br />

gen. <strong>Eine</strong> konsistente Kasusmarkierung von Nomina ist hingegen erst ein bis zwei Jahre später<br />

zu beobachten. Dies spricht auf den ersten Blick dafür, daß Numerusmarkierungen ebenso<br />

wie beim Erwerb des Deutschen vor Kasusmarkierungen erworben werden.<br />

Die von Christofidou (1998) und Marinis (2002b) durchgeführten Reanalysen sowie ihre<br />

Distributionsanalysen für das Christos-Korpus ergeben jedoch ein anderes Bild: Nach einer<br />

Phase mit unmarkierten Nomina fing Christos (1;7-2;8) mit 1;9 an, Pluralformen zu produ-<br />

zieren. Diese Pluralformen waren aber entweder Teile von Imitationen, oder sie wurden auch<br />

in Singularkontexten eingesetzt, oder sie wurden zwar korrekt verwendet, kontrastierten aber<br />

nicht mit den entsprechenden Singularformen.<br />

Kontrastive Verwendungen von Singular- und Pluralnomina waren erst ab dem Alter von<br />

2;4 zu beobachten, und erst mit 2;5 wurden alle vorkommenden Plural- und Singularformen<br />

konsistent <strong>zum</strong> Ausdruck von Numerusinformationen benutzt. Nominativ-, Akkusativ- und<br />

Genitivmarkierungen begann Christos hingegen schon mit 1;11 kontrastiv zu gebrauchen. Dies<br />

spricht dafür, daß Kasusdistinktionen im Griechischen - anders als im Deutschen - vor

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!