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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 330<br />

Dabei kamen aber anfangs 50% der Pluralformen in Singularkontexten vor. Erst ab 2;6,27 fing<br />

Ivar an, Singular- und Pluralformen von Nomina kontrastiv zu benutzen. Übergeneralisierungen<br />

von Pluralformen auf Singularkontexte traten ab diesem Zeitpunkt in weniger als 10% aller<br />

Fälle auf. Außerdem waren diese Übergeneralisierungen weitestgehend auf Nomina<br />

beschränkt, für die Ivar die entsprechende Singularform noch nicht produziert hatte. Auch<br />

Übergeneralisierungen von Singularformen auf Pluralkontexte fanden sich in weniger als 10%<br />

der obligatorischen Kontexte. Evidenz für die produktive Verwendung von Pluralformen findet<br />

sich aber erst ab 3;6. Dann beginnt Ivar nämlich, die Pluralallomorphe -s und -n auf Nomina<br />

überzugeneralisieren, die in der Zielsprache ein anderes Pluralaffix erfordern (keksen,<br />

schuhen, ...).<br />

Kasusmarkierungen an Nomina finden sich im Deutschen, wie in Kapitel III.3.2.1 erläutert,<br />

nur in Dat.Pl.-Kontexten sowie bei schwach flektierenden Maskulina in Akk./Dat.Sg.-<br />

Kontexten. Zum Erwerb von Dat.Pl.-Markierungen liegen meines Wissens bislang noch keine<br />

ausführlichen Analysen vor. Mills (1985:184) berichtet lediglich, daß der Sohn von Scupin und<br />

Scupin im Alter von 4;11 eine entsprechende Markierung verwendet.<br />

Den Erwerb der Akk./Dat.Sg.-Markierung bei Maskulina der schwachen Deklination hat<br />

Indefrey (2002) ausführlicher untersucht. In den von ihm untersuchten Spontansprachkorpora<br />

aus dem CHILDES-Korpus (http://cnts/uia/ac/be/childes/win/germanic/german) traten solche<br />

Markierungen erst relativ spät auf. Der früheste Beleg fand sich bei einem achtjährigen Kind:<br />

(58) den Burschen (Frederik 8;7)<br />

Außerdem sprechen die von Indefrey durchgeführten experimentellen <strong>Untersuchung</strong>en mit<br />

fünf- bis neunjährigen Kindern seiner Auffassung nach dafür, daß deutsche Kinder Akk./Dat.<br />

Sg.-Markierungen bei schwachen Nomina erst im Alter von neun Jahren produktiv verwenden<br />

(Indefrey 2002:66ff.): Zwar produzierten bereits die fünfjährigen Kinder bei 61,6% der<br />

bekannten maskulinen Nomina die erforderliche -n-Markierung in Akk./Dat.Sg.-Kontexten;<br />

bei den maskulinen Kunstwörtern mit Schwa-Auslaut verwendeten sie diese Markierung aber<br />

nur zu 15,2%. Auch der entsprechende Wert für die sechsjährigen Kinder lag nur geringfügig<br />

über diesem Wert. Erst die siebenjährigen Kinder produzierten signifikant mehr Kasusmarkie-<br />

rungen (43,0%). Ein weiterer signifikanter Anstieg zeigte sich beim Vergleich der acht- und<br />

neunjährigen Kinder.

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