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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 325<br />

Dat.Pl.-Kontexten auf (z.B. Hühn-er-n). Um die Distribution von -n in Pluralkontexten zu<br />

erfassen, könnte man somit zwei verschiedene Lexikoneinträge annehmen: (i) einen Eintrag<br />

ohne Kasusspezifikation, der eine Inputbedingung aufweist, durch die sich die Beschränkung<br />

auf die entsprechenden Nomenklassen erfassen läßt, und (ii) einen Eintrag mit der Output-<br />

spezifikation [+hr,+lr] und der Inputspezifikation [+PL]. Ein spracherwerbendes Kind müßte<br />

dann nicht nur eine [+PL]-Spezifikation vornehmen, sondern auch die Inputbedingungen bzw.<br />

die Dativspezifikation erkennen.<br />

Wenn man von der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus ausgeht, müssen diese<br />

unterschiedlichen Spezifikationsprozesse nicht notwendigerweise <strong>zum</strong> selben Zeitpunkt erfol-<br />

gen. Ein Kind könnte auch zunächst nur feststellen, daß das Affix -n bei Nomina ausschließlich<br />

in Pluralkontexten vorkommt, und einen Lexikoneintrag für dieses Affix schaffen, der lediglich<br />

eine [+PL]-Spezifikation enthält. Dementsprechend sollte es zwar Nomina, die einen -n-Plural<br />

aufweisen, korrekt markieren; es sollte das Affix -n aber auf Nomina übergeneralisieren, die<br />

ihren Plural nicht auf -n bilden. Solche Übergeneralisierungen können überwunden werden,<br />

wenn das Kind angesichts von Kontrasten wie Hühn-er vs. Hühn-er-n oder Hähn-e vs.<br />

Hähn-e-n erkennt, daß -n in Dat.Pl.-Kontexten überhaupt keine Pluralmarkierung ist, sondern<br />

eine Dativmarkierung, die nur in Pluralkontexten auftritt. Dann kann das Kind nämlich einen<br />

entsprechenden Lexikoneintrag für die Dativmarkierung in Pluralkontexten schaffen. Zugleich<br />

kann es erkennen, daß die Anwendung der Pluralmarkierung -n in nicht-dativischen Kontexten<br />

auf bestimmte Nomenklassen eingeschränkt ist, und die entsprechenden Inputbedingungen im<br />

Eintrag für die Pluralmarkierung -n vornehmen.<br />

Aus der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus läßt sich zwar die Arbeitshypothese<br />

ableiten, daß Kinder die einzelnen Lexikoneinträge für morphologische Markierungen<br />

unabhängig voneinander aufbauen können (Arbeitshypothese E-III); dies bedeutet aber nicht,<br />

daß es keine Beschränkungen für den Entwicklungsverlauf beim Erwerb von nominalen<br />

Affixen und Postpositionen gibt. Vielmehr sollten die Implikationsbeziehungen zwischen Merk-<br />

malsinstantiierungsprozessen, die ich in Kapitel II.4 diskutiert habe, auch für diesen<br />

Phänomenbereich Konsequenzen haben können. Insbesondere sollten Genusdistinktionen der<br />

Arbeitshypothese O-I zufolge erst dann vorgenommen werden, wenn Kinder beim Aufbau<br />

von Trägerelementparadigmen auf zwei Formen stoßen, die um eine Zelle konkurrieren. Dem-<br />

entsprechend sollten Kinder erst dann entdecken können, daß Genusdistinktionen als

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