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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 324<br />

man dem Nebeneinander von zielsprachlichen und nicht-zielsprachlichen Flexionsformen in der<br />

Übergangsphase gerecht werden kann. Dieses Problem läßt sich meines Erachtens auch in<br />

diesem Falle im Rahmen eines merkmalsbasierten Strukturaufbauansatzes lösen, da man mit<br />

einem solchen Ansatz anfängliche lexikalische Beschränkungen für morphologische Markierun-<br />

gen erklären kann: Wenn Kinder - wie in Kapitel II.1.2 angenommen - tatsächlich zuerst Lexi-<br />

koneinträge für flektierte Vollformen und erst später dekomponierte Einträge für Stämme und<br />

Affixe schaffen, könnten sie z.B. anfangs nur Lexikoneinträge für Singular- und Pluralformen<br />

von einzelnen hochfrequenten Nomina aufbauen und kontrastiv gebrauchen. Die übrigen<br />

Nomina sollten dann in Pluralkontexten so lange unmarkiert bleiben, bis entsprechende Voll-<br />

formeinträge für Pluralformen bzw. Lexikoneinträge für Pluralmarkierungen vorhanden sind.<br />

Somit ergibt sich aus der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus die Vorhersage, daß<br />

beim Aufbau des Systems von Nominalaffixen und Postpositionen anfängliche lexikalische<br />

Beschränkungen für diese morphologischen Markierungen zu beobachten sein sollten.<br />

Außerdem kann man im Rahmen eines merkmalsbasierten Strukturaufbauansatzes anneh-<br />

men, daß Kinder die einzelnen Lexikoneinträge für morphologische Markierungen unabhängig<br />

voneinander aufbauen können (Arbeitshypothese E-III). Wenn diese Annahme zuträfe,<br />

könnten Kinder beispielsweise eine Phase durchlaufen, in der sie Numerusmarkierungen, aber<br />

noch keine Kasusmarkierungen benutzen. So könnte ein deutsches Kind z.B. Singular- und<br />

Pluralformen wie Huhn und Hühn-er kontrastiv gebrauchen, aber in Dativkontexten noch die<br />

entsprechende Kasusmarkierung auslassen und Phrasen wie *mit Hühn-er produzieren.<br />

Außerdem ist die Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus mit der Annahme eines<br />

unabhängigen Erwerbs der einzelnen Merkmalsspezifikationen vereinbar (vgl. Arbeitshypo-<br />

these E-IV). Dies läßt sich am Beispiel des Pluralaffixes -(e)n erläutern: Dieses Affix ist in der<br />

Erwachsenensprache auf bestimmte Nomenklassen beschränkt. Insbesondere tritt es bei<br />

Feminina, die auf Schwa enden, sowie bei sog. "schwachen" Maskulina auf (z.B. Frau-en<br />

oder Hase-n). 67 Zugleich tritt -n bei Nomina, die ihren Plural nicht auf -s oder -n bilden, in<br />

67 Für die folgenden Analysen ist weder relevant, wie die Beschränkungen für das Pluralaffix -n genau<br />

zu definieren sind, noch ist es entscheidend, ob man mehr als ein Affix mit der Spezifikation [+PL]<br />

annehmen muß; vgl. u.a. Augst (1975), Mugdan (1977), Köpcke (1988), Sonnenstuhl (2001),<br />

Indefrey (2002) sowie Penke (2002) für eine ausführlichere Diskussion der Beschränkungen und<br />

entsprechende psycholinguistische Evidenz. Wichtig ist nur die Unterscheidung zwischen der<br />

"reinen" Pluralmarkierung und der Dat.Pl.-Markierung.

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