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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 323<br />

distinktionen seiner Zielsprache erworben haben, und nur für einzelne Nomina noch nicht die<br />

zielsprachliche Pluralform gelernt haben. Dann könnte es zur Übergeneralisierung von Plural-<br />

affixen kommen (z.B. *Huhn-s). Außerdem könnte ein Kind zwar über alle zielsprachlichen<br />

Merkmale verfügen, aber noch Probleme bei der phonologischen Realisierung einer bestimm-<br />

ten Markierung haben. Daher muß man bei Analysen <strong>zum</strong> Erwerb von nominalen Affixen und<br />

Postpositionen neben den Korrektheitsraten stets auch den Fehlertyp ermitteln.<br />

Umgekehrt kann man aus einem hohen Anteil zielsprachlicher Formen nicht direkt auf das<br />

Vorliegen zielsprachlicher Repräsentationen schließen: Erstens könnten Kinder eine hohe Kor-<br />

rektheitsrate erzielen, wenn sie frequente Postpositionen oder nominale Affixe verwenden, um<br />

prosodischen Anforderungen an die Struktur von Phrasen zu genügen, obwohl sie noch nicht<br />

über die entsprechenden Merkmalsspezifikationen verfügen.<br />

Zweitens könnte eine hohe Korrektheitsrate auf einigen unanalysierten Nominalphrasen mit<br />

Nominalaffixen oder Postpositionen beruhen (z.B. ei-er), die in vielen Kontexten angemessen<br />

sind. Dann sollte das Inventar solcher Nominalphrasen stark eingeschränkt sein und es sollten<br />

Fehler auftreten, wenn diese Nominalphrasen in Kontexten vorkommen, in denen andere<br />

Affixe bzw. Postpositionen erforderlich sind (z.B. *da ist ei-er). Außerdem könnte in beiden<br />

Fällen der Anteil zielsprachlicher Strukturen vorübergehend sinken, sobald das Kind beginnt,<br />

die formelhaften Elemente zu analysieren und die Affixe bzw. Postpositionen produktiv zu ver-<br />

wenden. D.h., es könnte ein U-förmiger Entwicklungsverlauf zu beobachten sein.<br />

Somit genügt es nicht, Korrektheitsraten für die Verwendung von Postpositionen und<br />

Nominalaffixen in obligatorischen Kontexten zu berechnen, wenn man zwischen den diskutier-<br />

ten Analysen entscheiden will. Man muß auch die Struktur des Entwicklungsverlaufs analysie-<br />

ren und feststellen, auf welche Erwerbsphase sich die angegebenen Werte beziehen. Zugleich<br />

muß man ermitteln, über welche Elemente das betreffende Kind verfügt und ob es sie jeweils<br />

zielsprachlich angemessen verwendet. Außerdem muß man auch bei Analysen <strong>zum</strong> Erwerb<br />

von Postpositionen und nominalen Affixen eine Erklärung für den Übergang zu zielsprachlichen<br />

Repräsentationen anbieten können.<br />

Legt man die Reifungshypothese zugrunde (vgl. z.B. Radford 1990), sollten die einzelnen<br />

Postpositionen und nominalen Affixe entweder alle <strong>zum</strong> gleichen Zeitpunkt, oder aber nach<br />

einem festen Reifungsplan erworben werden. Geht man von einem graduellen DP-Aufbau aus,<br />

steht man - ebenso wie bei der Erklärung des Determiniererwerbs - vor dem Problem, wie

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