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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 322<br />

phonetischen Reduktionen von Postpositionen und nominalen Affixen kommen. Es wäre aber<br />

auch möglich, daß Kinder eine einzige morphologisch markierte Form für alle Kontexte ver-<br />

wenden.<br />

Andere Hypothesen ergeben sich aus Varianten der Hypothese der vollständigen Kompe-<br />

tenz, die von früher morphologischer Entwicklung ausgehen: Wenn sämtliche Abweichungen<br />

von der Zielsprache - wie z.B. von Gerken (1996) und Crisma und Tomasutti (2000)<br />

angenommen - rein prosodische Gründe haben, sollten alle overt realisierten Flexive ziel-<br />

sprachlich eingesetzt werden. Dementsprechend sollten sich in den Erwerbsdaten keine Über-<br />

generalisierungen von morphologischen Markierungen finden. Rein prosodisch bedingte Aus-<br />

lassungen oder phonetische Reduktionen von Postpositionen oder Affixen wären mit einem<br />

solchen Ansatz allerdings kompatibel.<br />

Ein Nebeneinander von unterspezifizierten und vollspezifizierten Nominalphrasen würde<br />

man erwarten, wenn man Abweichungen von der Zielsprache darauf zurückführt, daß Kinder<br />

anfangs neben grammatischen auch deiktische Mittel benutzen können, um die Referenz von<br />

Nominalphrasen festzulegen (vgl. u.a. Hoekstra/Hyams 1995, 1996, 1998, Hoekstra/Hyams/<br />

Becker 1997, Hyams 1999, Abu-Akel/Bailey 2000). Hierbei sollte die Unterspezifikation<br />

Hoekstra und Hyams (1995, 1996, 1998) zufolge primär die Dimension NUMERUS betref-<br />

fen. Daher sollten beim Erwerb von Sprachen ohne Numerusdistinktionen (z.B. beim Japa-<br />

nischerwerb) keine unterspezifizierten Nominalphrasen auftreten. 66 Dementsprechend sollten<br />

sich in Erwerbsdaten aus solchen Sprachen keine Auslassungen oder Reduktionen von Post-<br />

positionen bzw. nominalen Affixen finden.<br />

Um diese Hypothesen zu überprüfen, muß man das Inventar und die Verwendung der ein-<br />

zelnen Formen in der frühen Zwei-Wort-Phase untersuchen, denn - ähnlich wie bei flektierten<br />

D-Elementen - kann man auch bei nominalen Affixen und Postpositionen aus einer niedrigen<br />

Korrektheitsrate nicht folgern, daß das betreffende Kind keine entsprechenden zielsprach-<br />

lichen Repräsentationen besitzt. Beispielsweise könnte ein Kind bereits die Numerus-<br />

66 Hoekstra und Hyams (1998) gehen selbst nicht näher auf die Frage nach Kasusmarkierungen in<br />

Sprachen ohne Numerusmarkierungen ein, da sie sich primär mit verbalen Markierungen befassen.<br />

Für diesen Phänomenbereich machen sie aber eine entsprechende Vorhersage: Finitheitsmarkierungen<br />

sollten ihrer Auffassung nach nur dann ausgelassen werden, wenn sie Numerusmerkmale<br />

involvieren. Dementsprechend würde man erwarten, daß ein Kind keine root-infinitives produziert,<br />

wenn es eine Sprache erwirbt, deren Verben nur Tempus- oder Personendistinktionen zeigen, aber<br />

keine Numerusdistinktionen aufweisen.

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