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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 318<br />

zeigen, können [+FEM]- und [-FEM]-Formen distinktiv gebraucht werden, bevor eine Unter-<br />

scheidung zwischen Maskulin- und Neutrumformen bzw. zwischen Nominativ- und Akkusativ-<br />

formen zu beobachten ist. Mathias benutzt nämlich in Phase II Formen auf -e ausschließlich in<br />

Feminin- oder Pluralkontexten. Formen auf -r und -s kommen hingegen sowohl in Maskulin-<br />

als auch in Neutrumkontexten vor. Zugleich finden sich -r-Formen sowohl in Nominativ- als<br />

auch in Akkusativkontexten.<br />

Daß das Merkmal [+FEM] beim Erwerb des Deutschen unabhängig von weiteren Genus-<br />

und Kasusdistinktionen etabliert werden kann, ist im Einklang mit den beiden Arbeitshypo-<br />

thesen B-III und B-IV. Arbeitshypothese B-III wurde in Kapitel II.3.6 und Kapitel II.4 aus<br />

dem Verzicht auf die Annahme von Nullaffixen und der Beschränkung auf positive Spezifika-<br />

tionen in Lexikoneinträgen abgeleitet: Wenn man von diesen Annahmen ausgeht, können näm-<br />

lich nur overte morphologische Elemente spezifiziert werden, und diese Elemente müssen stets<br />

einen positiven Wert erhalten. Daher kann beispielsweise bei einem Kontrast zwischen einer<br />

morphologisch markierten D-Elementform wie meine und einer morphologisch unmarkierten<br />

D-Elementform wie mein nur die morphologisch markierte Form meine eine positive Spezifi-<br />

kation erhalten (vgl. Arbeitshypothese B-III). Dementsprechend sollte das Merkmal [±FEM]<br />

auf der Basis des Kontrastes zwischen Formen wie mein und meine instantiiert werden kön-<br />

nen, sobald Kinder die Nom.Sg.-Zelle mit diesen beiden Formen geschaffen haben - z.B.<br />

durch den Kontrast mit einer Pluralform wie meine.<br />

Zudem zeigten sich deutsche Kinder in den Studien von MacWhinney (1978), Karmiloff-<br />

Smith (1979), Mills (1985, 1986) und Müller (2000) beim Erwerb des Deutschen bereits sehr<br />

früh sensitiv für die Generalisierung, daß Nomina, die auf Schwa enden (z.B. Henne), mei-<br />

stens mit der Femininform des bestimmten Artikels kombiniert werden. Diese Generalisierung<br />

würde zwar - wie oben diskutiert - als Basis für die Etablierung des Merkmals [±FEM] nicht<br />

ausreichen, da das Deutsche kein rein phonologisch motiviertes Genussystem hat; sie könnte<br />

aber einen Beitrag zur Etablierung von [±FEM] leisten, wenn Arbeitshypothese B-IV zutrifft.<br />

Diese besagt nämlich, daß konkurrierende Formen in einer Trägerelementzelle ihre Genus-<br />

spezifikationen unabhängig von anderen Zellen erhalten können, wenn die Klasse von Nomina,<br />

mit denen eine dieser Formen kongruiert, sich durch eine bestimmte phonologische oder<br />

semantische Eigenschaft charakterisieren läßt.

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