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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 317<br />

bewertet wurden. Daß solche D-Elementformen nicht auf zielsprachlichen Repräsentationen<br />

basieren, wird durch die Beobachtung unterstützt, daß sich in den entsprechenden Korpora<br />

U-förmige Entwicklungskurven für Korrektheitsraten bzw. Realisierungsraten beobachten<br />

lassen.<br />

Dabei zeigt Tab.III-16, daß beim Anstieg der Korrektheitsraten für die D-Elementflexion<br />

nicht alle Distinktionen <strong>zum</strong> gleichen Zeitpunkt verfügbar werden. Dies bestätigt die Arbeits-<br />

hypothese E-IV, der zufolge Merkmale unabhängig voneinander instantiiert werden können, so<br />

daß es bei der Instantiierung der einzelnen Merkmale zu Entwicklungsdissoziationen kommen<br />

kann. Diese führen zu den angesprochenen systematischen Übergeneralisierungen von D-Ele-<br />

mentformen - z.B. zu Übergeneralisierungen der Nom.Mask.Sg.-Endung -r auf Akk.Mask.<br />

Sg.-Kontexte, die -n-Formen erfordern, oder zu Übergeneralisierungen von Akkusativformen<br />

auf Dativkontexte. 64<br />

Die Reihenfolge, in der die einzelnen Merkmale instantiiert werden, scheint Tab.III-16<br />

zufolge nicht völlig beliebig zu sein. Vielmehr bestätigen die erzielten Befunde die Vorhersagen,<br />

die sich aus den Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Ordnungsproblem und <strong>zum</strong> Bootstrappingproblem er-<br />

geben, die in Kapitel II.3.5, Kapitel II.3.6 sowie Kapitel II.4 entwickelt worden sind: Kinder,<br />

bei denen sich Genusdistinktionen beobachten lassen, scheinen stets auch über die [±PL]-<br />

Distinktion zu verfügen. Wie Tab.III-16 zeigt, fand sich nämlich kein Korpus mit Anzeichen<br />

für die Verfügbarkeit der Merkmale [±FEM] oder [±MASK], aber ohne eine distinktive Ver-<br />

wendung von Singular- und Pluralformen. Somit sprechen die erzielten Befunde dafür, daß<br />

Kinder Genusmerkmale erst dann instantiieren können, wenn sie das Merkmal [±PL] in Lexi-<br />

koneinträge integriert haben und so eine Singularzelle geschaffen haben, die mit einer Plural-<br />

zelle kontrastiert und mehr als eine Form enthält. Dies ist im Einklang mit der Arbeitshypothese<br />

O-I, der zufolge Genusdistinktionen erst dann etabliert werden, wenn Kinder beim Aufbau von<br />

morphologischen Paradigmen für die Trägerelemente von Genusmerkmalen auf zwei konkur-<br />

rierende Formen stoßen, für die sie keine Unterschiede in der Funktion finden können.<br />

Außer einer Pluralzelle scheinen jedoch keine weiteren Trägerelementzellen für die Instan-<br />

tiierung des Merkmals [±FEM] erforderlich zu sein. Wie die Daten von Mathias aus Phase II<br />

64 Übergeneralisierungen von Kasusformen sollen in Kapitel III.3.4 noch ausführlicher diskutiert<br />

werden.

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