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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Quantitative und linguistische Methoden in der Spracherwerbsforschung 17<br />

Sowohl die behavioristische Psychologie als auch der amerikanische Strukturalismus hatten<br />

einen entscheidenden Einfluß auf die weitere Entwicklung der Spracherwerbsforschung. Erst<br />

aus der Kombination dieser beiden Forschungsrichtungen ergaben sich nämlich die ersten<br />

quantitativen, linguistisch motivierten Analysen von Spracherwerbsdaten.<br />

In den 20er bis 50er Jahren wurde zunächst die behavioristische Lerntheorie, insbeson-<br />

dere von Skinner (1957), auf den Spracherwerb angewendet. Dieser Theorie zufolge können<br />

alle Verhaltensänderungen auf beobachtbare Umweltreize zurückgeführt und als passiver<br />

Konditionierungsprozeß aufgefaßt werden. Sprachliches Verhalten basiert demnach nicht auf<br />

einem eigenständigen sprachlichen Wissenssystem und wird nicht mit Hilfe eines sprachspezi-<br />

fischen Erwerbsmechanismus erworben. Es beruht vielmehr - wie jedes andere Verhalten - auf<br />

Assoziation, Imitation und Verstärkung: Wenn Eltern Gegenstände benennen oder Situationen<br />

beschreiben, stellen Kinder Assoziationen zwischen Wörtern innerhalb von Wortketten oder<br />

zwischen Wörtern und Dingen her und imitieren die elterlichen Äußerungen. Durch das Ver-<br />

halten der Eltern werden die Assoziationen allmählich verstärkt und Gewohnheiten aufgebaut.<br />

Veränderungen des sprachlichen Verhaltens sind somit rein quantitativ, graduell und lern-<br />

bedingt.<br />

Ziel der auf diesen Annahmen basierenden Spracherwerbsstudien war nicht die Analyse<br />

mentaler Strukturen. Vielmehr konzentrierte man sich auf die Entwicklung genereller und<br />

gruppenspezifischer Sprachentwicklungsnormen. Außerdem versuchte man zu ermitteln,<br />

welche Rolle Umweltfaktoren, Intelligenz, Behinderung, sozioökonomischer Status, Geschlecht<br />

oder Bilingualismus beim Spracherwerb spielen. 2 Dabei wurden die Befunde der Tagebuch-<br />

studien wegen ihrer mentalistischen Orientierung, Einzelfallorientiertheit und mangelnden<br />

Quantifizierung weitgehend ignoriert. Die neuen <strong>Untersuchung</strong>en bemühten sich um die mög-<br />

lichst objektive, quantitative und umweltorientierte Beschreibung des Spracherwerbs. Man<br />

führte daher keine Fallstudien durch, sondern großangelegte Querschnittstudien mit Gruppen<br />

von Kindern, deren Daten zusammengefaßt wurden. Trotz methodischer Verbesserungen<br />

waren die Ergebnisse der einzelnen behavioristischen Spracherwerbsstudien kaum vergleich-<br />

bar. Dies lag v.a. daran, daß die meisten dieser <strong>Untersuchung</strong>en nicht linguistisch fundiert<br />

waren.<br />

2 Vgl. Smith (1926), McCarthy (1930), Day (1932), Fisher (1934), Davis (1937), Young (1941), Templin<br />

(1957) und die Dis kussion in McCarthy (1954), Kegel (1974) und Ingram (1989).

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