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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 308<br />

Die hohen Raten kontextunangemessener -0-Formen sind somit zwar mit der Strukturaufbau-<br />

hypothese vereinbar; für sich genommen geben sie aber meines Erachtens keinen Aufschluß<br />

über die Verfügbarkeit von zielsprachlichen Merkmalsspezifikationen (vgl. auch Schütze<br />

1996). Um Evidenz für die Strukturaufbauhypothese zu erbringen, muß man vielmehr die<br />

overten Markierungen untersuchen.<br />

D-Elemente mit der Endung -m treten in den Korpora von Annelie, Hannah, Leonie und<br />

Mathias in den Phasen I bis III nicht auf, obwohl entsprechende Kontexte vorhanden waren<br />

(vgl. Tab.F-77 bis Tab.F-79, Tab.F-81 bis Tab.F-83, Tab.F-85 bis Tab.F-87 bzw.<br />

Tab.F-89 bis Tab.F-91 im Anhang). Auch diese Beobachtung kann aber für sich genommen<br />

noch nicht als Evidenz gegen die Hypothese der vollständigen Kompetenz gewertet werden.<br />

Wie Mills (1985) und Eisenbeiß (1991) anmerken, könnten Probleme bei der Verwendung<br />

von -m auch dadurch bedingt sein, daß die Dat.Mask./Neut.Sg.-Endung -m der Akk.Mask.<br />

Sg.-Endung den sowie der Dat.Pl.-Endung den ähnelt, die beide benachbarte Paradigmen-<br />

zellen einnehmen. Darauf, daß <strong>zum</strong>indest einige Ersetzungen von -m durch -n nicht auf dem<br />

Fehlen der zielsprachlichen Merkmalsspezifikationen beruhen, weisen die Befunde von Eisen-<br />

beiß (1991) hin: In ihren Experimenten sollten drei- bis fünfjährige Kinder Aktivsätze und<br />

Passivsätze mit dativfordernden Verben wie winken und helfen produzieren. Dabei benutzten<br />

viele Kinder im Aktivsatz statt der erforderlichen -m-Endung die Endung -n; vgl. (32a):<br />

(32) (a) Ich winke den Mann.<br />

(b) Der Mann wird gewunken.<br />

Bei einem Teil dieser Kinder fand sich in den entsprechenden Passivsätzen ein D-Element mit<br />

der Endung -r, die sich als Nominativmarkierung interpretieren läßt (vgl. (32b)). Diese Kinder<br />

behandelten die Markierung -n somit syntaktisch wie eine Akkusativmarkierung, die bei Passi-<br />

vierung der Kasusalternation unterliegt, d.h. durch eine Nominativmarkierung ersetzt wird (vgl.<br />

(33a) und (33b)). Daraus kann man den Schluß ziehen, daß diese Kinder noch nicht die<br />

lexemspezifischen Kasuszuweisungseigenschaften des Verbs winken gelernt haben und daher<br />

den Defaultkasus für das niedrigere Argument, d.h. den Akkusativ, zur Objektmarkierung ver-<br />

wendeten. 60<br />

60 Vgl. Kapitel III.3.4 zur Diskussion über den Status der unterschiedlichen Typen von Dativmarkierungen.

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