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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 302<br />

ein+N) ermittelt werden, deren Reanalyse die Ursache für den beobachteten U-förmigen Ver-<br />

lauf bei attributiven D-Elementen sein könnte.<br />

Weitere Evidenz für diese Annahmen liefert der Vergleich der einzelnen Entwicklungs-<br />

verläufe. Dieser deutet zugleich darauf hin, daß Kinder mit den funktionalen Elementen, mit<br />

denen sie ihr Input konfrontiert, auf unterschiedliche Weise umgehen:<br />

- Annelie tendiert von allen Kindern am meisten <strong>zum</strong> Gebrauch unanalysierter Strukturen: Sie<br />

benutzt schon sehr früh D-Elemente, die aber noch nicht auf zielsprachlichen Repräsentationen<br />

zu beruhen scheinen. Dementsprechend zeigen sich in ihren Daten bei pronominalen<br />

D-Elementen anfangs hohe Fehlerraten und bei attributiven D-Elementen sind U-Kurven zu<br />

beobachten. Daß solche U-Kurven sowohl bei [+EIN]- als auch bei [-EIN]-Elementen vorliegen,<br />

entspricht der Beobachtung in Kapitel III.2.3.3, daß sich im Annelie-Korpus nicht nur<br />

potentiell formelhafte Strukturen mit unbestimmtem Artikel (noch+unbestimmter Artikel)<br />

finden lassen, sondern auch potentiell formelhafte Strukturen mit bestimmtem Artikel (wo/da-<br />

(i)s(t)+bestimmter Artikel).<br />

- Hannah gebraucht in frühen Phasen entweder überhaupt keine D-Elementformen, oder aber<br />

phonetisch reduzierte und nicht-zielsprachliche Formen. Dementsprechend kann man in ihren<br />

Daten bei keinem D-Elementtyp eine U-Kurve erkennen. Dies ist im Einklang mit der Beobachtung<br />

aus Kapitel III.2.3.3, daß im Hannah-Korpus nur die Kombination von noch mit der<br />

reduzierten Form des unbestimmten Artikels die Kriterien für potentiell formelhafte Strukturen<br />

erfüllt.<br />

- Leonie verwendet anfangs nahezu ausschließlich [+EIN]-Determinierer. Dabei produziert sie<br />

in pronominalen Kontexten anfangs überwiegend nicht-zielsprachliche Formen. In attributiven<br />

Kontexten zeigt sich hingegen eine U-Kurve, was dafür spricht, daß die frühen zielsprachlichen<br />

D-Elementformen auf unanalysierten Prädikat-Determinierer-Verbindungen basieren.<br />

Diese Annahme ist kompatibel mit der Beobachtung, daß Leonie von zwei potentiell formelhaften<br />

Prädikat-Determinierer-Verbindungen Gebrauch macht, die beide den unbestimmten<br />

Artikel enthalten (noch/auch+unbestimmter Artikel; vgl. Kapitel III.2.3.3).<br />

- Mathias greift nicht auf reduzierte Flexionsformen zurück. Außerdem ließen sich in seinen<br />

Daten keine potentiell formelhaften Prädikat-Determinierer-Verbindungen ermitteln (vgl.<br />

Kapitel III.2.3.3). Dies erklärt <strong>zum</strong> einen, warum er bei pronominalen D-Elementen anfangs<br />

hohe Fehlerraten, oder aber überhaupt keine entsprechenden Formen zeigt; <strong>zum</strong> anderen<br />

macht es verständlich, daß bei attributiven [+EIN]-Elementen keine U-Kurve zu erkennen ist.<br />

Der Entwicklungsverlauf für attributive [-EIN]-Elemente ist hingegen durch eine solche<br />

Kurve gekennzeichnet. Diese läßt sich nicht auf potentiell formelhafte Prädikat-Determinierer-Verbindungen<br />

zurückführen, da solche Verbindungen nicht vorliegen. <strong>Eine</strong> Analyse<br />

der verwendeten [-EIN]-Elemente ergibt aber, daß die relativ hohen Korrektheitsraten, die<br />

Mathias in Phase I zeigt, in erster Linie der häufigen Verwendung der Form diese zu verdanken<br />

sind, die sowohl in Nom./Akk.Fem.Sg.-Kontexten als auch in Nom./Akk.Pl.-Kontexten<br />

angemessen ist. Daher kann Mathias durch Kombinationen wie diese eisenbahn und diese<br />

gleise relativ hohe Korrektheitsraten erzielen. Es treten jedoch auch einige Fehler auf, wenn<br />

die Form diese nicht angemessen ist (z.B. diese bauch).<br />

Wenn die bisherigen Analysen zutreffen, sollten sich bei den sprachlich weiter entwickelten<br />

Kindern Andreas, Carsten und Svenja relativ hohe Korrektheitsraten für die D-Elementflexion

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