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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 294<br />

Besonderheit von [+EIN]-Elementen könnte dafür verantwortlich sein, daß die Fehlerraten für<br />

diese Elemente auch in späteren Entwicklungsphasen noch relativ hoch sind.<br />

Bei der überwiegenden Mehrzahl der nicht-zielsprachlichen [+EIN]-Formen in Phase IV<br />

handelt es sich nämlich um Auslassungen von Flexionsendungen (vgl. Tab.F-85 und Tab.F-92<br />

im Anhang). 57 Solche Auslassungen könnte man durch die Annahme erklären, daß Kinder das<br />

Flexionsverhalten von [+EIN]-Elementen zu regularisieren versuchen. Dies könnte nämlich<br />

dazu führen, daß sie [+EIN]-Elemente nicht nur bei attributiver Verwendung in Nom.Mask.<br />

Sg.- und Nom./Akk.Neut.Sg.-Kontexten unflektiert benutzen, sondern auch bei pronominalen<br />

[+EIN]-Elementen sowie in anderen Genus-, Kasus- und Numeruskontexten.<br />

Mit dieser Analyse kann man nicht nur die unterschiedliche Entwicklung von [+EIN]- und<br />

[-EIN]-Elementen erfassen, sondern auch die Beobachtung, daß der Anteil von nicht-ziel-<br />

sprachlichen Formen beim Übergang von Phase III zu Phase IV bei keinem der untersuchten<br />

Kinder deutlich geringer wird, sondern bei einigen Kindern sogar noch leicht steigt. Dies ist<br />

nämlich zu erwarten, wenn die bei [+EIN]-Elementen beobachteten "Fehler" durch einen<br />

Regularisierungsprozeß zustande kommen, der erst im Verlauf des Paradigmenaufbaus, d.h. in<br />

späteren Entwicklungsphasen, einsetzt.<br />

Hohe Fehlerraten in Phase IV sollten sich hingegen nicht zeigen, wenn sämtliche Flexions-<br />

fehler bei [+EIN]-Elementen allein durch das Fehlen von zielsprachlichen Merkmalsspezifika-<br />

tionen bedingt wären. Die vorliegenden Befunde lassen sich somit nicht durch die Analyse<br />

erfassen, die Müller (1994) in ihrer Studie <strong>zum</strong> parallelen Erwerb des Deutschen und Franzö-<br />

sischen vorgeschlagen hat. In dieser Studie hatte Müller systematische Affixauslassungen bei<br />

unbestimmten Artikeln beobachtet. Ihrer Auffassung nach kommen solche Auslassungen da-<br />

durch zustande, daß Kinder die Form ein anfangs als ein unflektiertes Numeral analysieren und<br />

dieses Element erst später rekategorisieren und flektieren, wenn sie auch andere D-Elemente<br />

häufiger verwenden.<br />

Mit Müllers Analyse könnte man hohe Fehlerraten bei unbestimmten Artikeln in Phase I<br />

oder II erfassen. Für sich genommen, bietet eine solche Analyse jedoch keine ausreichende<br />

Erklärung für das Verhalten von [+EIN]-Elementen. Erstens kann man mit ihr nicht erklären,<br />

warum in Phase IV bei [+EIN]-Elementen immer noch Abweichungen von der Zielsprache<br />

57 In diesen Tabellen sind auch die Daten von Carsten und Svenja enthalten.

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