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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 293<br />

Wie man in Abb.III-19 erkennen kann, sind vor dem vorübergehenden Einschnitt bei der<br />

Determiniererauslassungsrate (d.h. in Phase I) nur ca. die Hälfte der D-Elemente zielsprachlich<br />

flektiert. D.h., entgegen den Vorhersagen von starken Kontinuitätsansätzen ist der Anteil ziel-<br />

sprachlicher Formen anfangs relativ gering. Dies kann man nicht einfach darauf zurückführen,<br />

daß Kinder anfangs viele phonetisch reduzierte Formen gebrauchen, denn in Phase I finden<br />

sich - v.a. bei pronominalen D-Elementen - auch viele nicht-zielsprachliche Formen.<br />

Dabei kann man bei einem Vergleich der verschiedenen D-Elementtypen Unterschiede in<br />

bezug auf die Fehlerraten und ihre Entwicklung erkennen: Bei pronominalen D-Elementen liegt<br />

der Anteil von zielsprachlichen Formen an der Gesamtzahl der flektierten Formen in Phase I<br />

unabhängig vom D-Elementtyp bei 44% (= 23/52 bzw. 7/16). Im Verlauf der weiteren Ent-<br />

wicklung steigt der Anteil zielsprachlicher Formen bei [-EIN,+PRO]-Elementen aber auf 96%<br />

(= 374/391) an, während der Anteil zielsprachlicher Formen bei [+EIN,+PRO]-Elementen<br />

selbst in Phase IV nur 68% (= 43/63) erreicht. Ein Chi-Quadrat-Test bestätigt, daß dieser<br />

Unterschied in den Korrektheitsraten für Phase IV hochsignifikant ist (Chi-Quadrat = 51,<br />

Yates-korrigiert, p < 0,001).<br />

Die Beobachtung, daß die Korrektheitsraten für [+EIN,+PRO]- und [-EIN,+PRO]-<br />

Elemente in Phase I identisch sind, sich aber in Phase IV signifikant unterscheiden, läßt sich<br />

meiner Auffassung nach auf einen Übergang von unanalysierten Strukturen zu zielsprachlichen<br />

D-Elementrepräsentationen zurückführen: Pronominale D-Elemente treten unabhängig vom<br />

D-Elementtyp in ähnlichen syntaktischen Kontexten auf und erfordern im Deutschen dieselben<br />

Endungen (vgl. die Diskussion in Kapitel III.3.1.1). Daher sollten sich für die [+EIN,+PRO]-<br />

und [-EIN,+PRO]-Elemente vergleichbare Wahrscheinlichkeiten ergeben, auf der Basis un-<br />

analysierter Formen zielsprachlich aussehende Strukturen zu produzieren. Sobald Kinder<br />

beginnen, Repräsentationen für die einzelnen D-Elementtypen aufzubauen, könnten sich aber<br />

die spezifischen Eigenschaften der verschiedenen D-Elementtypen auswirken, insbesondere<br />

die Unterschiede zwischen [+EIN]-Elementen und [-EIN]-Elementen:<br />

Wie in Kapitel III.3.1.1 erläutert, sind [-EIN]-Elemente stets flektiert, während [+EIN]-<br />

Elemente nur bei pronominalem Gebrauch in allen morpho-syntaktischen Kontexten ein Affix<br />

tragen. Bei attributiver Verwendung in Nom.Mask.Sg.- und Nom./Akk. Neut.Sg.-Kontexten<br />

bleiben [+EIN]-Elemente hingegen unflektiert (vgl. z.B. (m)einer vs. (m)ein Hahn). Diese

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