25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 286<br />

Kompetenz. Sie sprechen vielmehr für eine Variante der Strukturaufbauhypothese, der zufolge<br />

das System der D-Elementflexion in der frühen Zwei-Wort-Phase erst schrittweise aufgebaut<br />

wird, wobei Kinder zeitweise "Proto-Determinierer" verwenden können, die nur eine Teil-<br />

menge der zielsprachlichen Merkmalsspezifikationen aufweisen.<br />

Die Befunde zur D-Elementflexion im Andreas-Korpus erlauben nicht nur Aussagen <strong>zum</strong><br />

Entwicklungsproblem. Sie ermöglichen es auch, die Vorhersagen <strong>zum</strong> Erwerb der D-Element-<br />

flexion zu überprüfen, die in Kapitel III.3.1.1 aus den Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Ordnungs-<br />

problem und <strong>zum</strong> Bootstrappingproblem (vgl. Kapitel II.4) abgeleitet wurden: Daß sich bei<br />

den D-Elementen von Andreas bereits erste Hinweise auf die Nominativ/Akkusativdistinktion<br />

finden, während Dativformen noch völlig fehlen, ist zu erwarten, wenn die Inputdaten für den<br />

Dativerwerb schwerer zugänglich sind als die Inputdaten für den Nominativ- und Akkusativ-<br />

erwerb (vgl. Arbeitshypothese O-III). Weitere Unterstützung für diese Annahme liefert die<br />

Tatsache, daß auch Clahsen (1984), Tracy (1986), Eisenbeiß (1991, 1994a), Clahsen, Eisen-<br />

beiß und Vainikka (1994) und andere in Studien zur deutschen Kindersprache beobachtet<br />

haben, daß der Erwerb von dativisch markierten D-Elementen nicht vor der Etablierung der<br />

Nominativ/Akkusativdistinktion erfolgt, sondern gleichzeitig oder später.<br />

Der Befund, daß Andreas sowohl über die [±FEM]-Distinktion als auch über die [±PL]-<br />

Distinktion verfügt, aber erst noch Lexikoneinträge mit den Merkmalen [±hr] und [±MASK]<br />

aufzubauen scheint, ist mit den <strong>Untersuchung</strong>en von Müller (2000) <strong>zum</strong> bilingualen Erwerb des<br />

Deutschen und Französischen kompatibel. Diese berichtet nämlich, daß sich die [±FEM]-<br />

Distinktion <strong>zum</strong> selben Zeitpunkt wie die [±PL]-Distinktion beobachten läßt. Die Neutrum/<br />

Maskulinkontraste, die für das Deutsche erworben werden müssen, zeigten sich Müller<br />

zufolge hingegen erst nach einer Phase mit Maskulinübergeneralisierungen.<br />

Zusammengenommen unterstützen diese Befunde die Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Genus-<br />

erwerb: Der Kontrast zwischen morphologisch markierten [+FEM]-Formen wie meine und<br />

morphologisch unmarkierten [-FEM]-Formen wie mein sollte es einem Kind beim Erwerb des<br />

Deutschen nämlich ermöglichen, das Merkmal [±FEM] zu etablieren, sobald es auf der Basis<br />

des [±PL]-Kontrastes eine Sg.-Zelle geschaffen hat, um die Formen wie mein und meine<br />

konkurrieren.<br />

Außerdem scheinen Kinder Müller (2000) zufolge beim Erwerb des Deutschen bereits sehr<br />

früh sensitiv für die Generalisierung zu sein, daß Nomina, die auf Schwa enden, meistens mit

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!