25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 284<br />

seiner Zielsprache unterscheidet und die entsprechenden D-Elementformen erworben hat,<br />

auch wenn er noch gelegentlich von der unmarkierten Nominativform Gebrauch macht, wenn<br />

eine markiertere Form angemessen gewesen wäre. 54<br />

Diese Befunde liefern meines Erachtens aber für sich genommen noch keine überzeugende<br />

Evidenz für die Hypothese der vollständigen Kompetenz. Den bisherigen Analysen des<br />

Andreas-Korpus zufolge stammen die Daten von Andreas nämlich überhaupt nicht aus der<br />

frühesten Phase der Grammatikentwicklung, auf die sich die Hypothese der vollständigen<br />

Kompetenz bezieht: Andreas hat in der betreffenden Aufnahme bereits einen MLU-Wert von<br />

2,44, der deutlich über den Werten liegt, die für die frühe Zwei-Wort-Phase charakteristisch<br />

sind (MLU < 1,75). 55 Außerdem verwendet er bereits in 87% aller adjektivlosen Nominal-<br />

phrasen das geforderte D-Element und zeigt dabei keine syntaktischen oder lexikalischen<br />

Beschränkungen für die Kombination von Determinierern, Nomina und Adjektiven (vgl.<br />

Kapitel III.2.3). Im Gegensatz zu älteren Kindern wie Svenja oder Carsten produziert<br />

Andreas aber noch mehr unbestimmte als bestimmte Artikel (43% vs. 21%; vgl. Tab.E-1 im<br />

Anhang). Damit verhält sich Andreas in bezug auf die Distribution von D-Elementen ebenso<br />

wie Annelie, Hannah, Leonie und Mathias in den Aufnahmen kurz nach dem vorübergehenden<br />

Einschnitt bei der Rate overter D-Elemente. 56<br />

Daraus kann man den Schluß ziehen, daß Andreas gerade dabei ist, Lexikoneinträge für D-<br />

Elemente aufzubauen, diesen Prozeß aber noch nicht abgeschlossen hat. Dann sollte man<br />

erwarten, daß Andreas auch im Bereich der D-Elementflexion bereits erste morphologische<br />

Distinktionen zeigt, daß seine D-Elementflexion aber noch nicht völlig zielsprachlich ist. Diese<br />

Erwartung wird meiner Auffassung nach durch die vorliegenden Befunde und eine Analyse der<br />

entsprechenden Rohdaten bestätigt: In Nom./Akk.Fem.Sg.- und Nom./Akk.Pl.-Kontexten<br />

benutzt Andreas keine nicht-zielsprachlichen Formen mit den Endungen -s, -r, -n oder -m,<br />

54 Für die folgende Diskussion zur Kontinuitätsfrage ist nur entscheidend, ob es bereits zu Beginn der<br />

grammatischen Entwicklung Evidenz für Kasusdistinktionen gibt - und nicht, unter welchen Bedingungen<br />

Nominativformen Schütze zufolge übergeneralisiert werden können. Vgl. Schütze (1997) für<br />

eine ausführlichere Diskussion dieser Frage.<br />

55 Vgl. Brown (1973) sowie Clahsen, Penke und Parodi (1993) zur Anwendung von Browns Phaseneinteilung<br />

auf das Deutsche sowie zu den Kriterien der MLU-Berechnung.<br />

56 Außerdem produziert Andreas in 50% aller Possessivkonstruktionen die erforderliche -s-Markierung<br />

(vgl. Kapitel III.4.4 sowie Tab.J-1 im Anhang). Auch dies deutet darauf hin, daß Andreas zwar<br />

erste Nominalphrasen mit funktionalen Projektionen produziert, daß seine Nominalphrasen aber<br />

noch nicht in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle zielsprachliche Repräsentationen aufweisen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!