25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 283<br />

Annahme nahe, daß <strong>zum</strong>indest ein Teil der verwendeten Formen in der frühen Zwei-Wort-<br />

Phase noch keine zielsprachlichen Merkmalsspezifikationen haben.<br />

Außerdem wurde in Studien <strong>zum</strong> Erwerb des Deutschen und Französischen nachgewiesen,<br />

daß die auftretenden flektierten D-Elementformen nicht von Anfang an auch kontrastiv<br />

gebraucht werden: So gaben Clahsen, Eisenbeiß und Vainikka (1994) an, daß Simone zu<br />

Beginn des <strong>Untersuchung</strong>szeitraums ausschließlich Nominativformen von D-Elementen<br />

benutzte - und zwar selbst dann, wenn Akkusativformen oder Dativformen erforderlich<br />

gewesen wären. Akkusativformen von bestimmten Artikeln fanden sich erst ab 2;0, und ihr<br />

Auftreten war anfangs nicht auf Akkusativkontexte beschränkt, wie (29) verdeutlicht (Clahsen/<br />

Eisenbeiß/Vainikka 1994:115):<br />

(29) Kontext: welche Uhr ist schöner? Maxe hat zwei Uhren<br />

den uhr (Simone 2;0)<br />

Dies stimmt <strong>zum</strong> einen mit den Befunden von Clahsen (1984) und Tracy (1986) überein, die in<br />

ihren Daten <strong>zum</strong> Erwerb des Deutschen ebenfalls eine frühe Phase ohne Nominativ/Akkusativ-<br />

kontrast beobachtet haben; <strong>zum</strong> anderen entspricht es den Befunden von Müller (1994, 2000)<br />

und Köhn (1994), die in drei Korpora <strong>zum</strong> bilingualen Erwerb des Deutschen und Französi-<br />

schen zu Beginn des <strong>Untersuchung</strong>szeitraums (1;5 bzw. 1;6) ausschließlich die Artikelformen<br />

ein bzw. un fanden - und zwar unabhängig vom Genus- und Kasuskontext.<br />

Weitere Unterstützung für die Annahme, daß frühe D-Elemente nicht auf Repräsentationen<br />

mit zielsprachlichen Merkmalsspezifikationen beruhen, liefert die Beobachtung von Pizzuto und<br />

Caselli (1992), Clark (1985), López-Ornat (1988) sowie Restrepo und Gutierrez-Clellen<br />

(2001), daß die Entwicklung der Korrektheitsraten für flektierte D-Elemente bei italienischen<br />

bzw. spanischen Kindern einen U-förmigen Verlauf zeigt.<br />

Vertreter der Hypothese der vollständigen Kompetenz versuchen angesichts solcher Befun-<br />

de nachzuweisen, daß Kinder bereits in der frühen Zwei-Wort-Phase über die zielsprachlichen<br />

morphologischen Distinktionen verfügen, auch wenn sie gelegentlich auf reduzierte Formen<br />

oder auf die unmarkierte Nominativform von D-Elementen zurückgreifen. So berichtet z.B.<br />

Schütze (1996), daß Andreas zwar 18% der Belege für die Nom.Mask.Sg.-Form der auf<br />

Akkusativkontexte übergeneralisiert, die Formen den und einen aber stets zielsprachlich ein-<br />

setzt. Dies deutet für Schütze darauf hin, daß Andreas zwischen den verschiedenen Kasus

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!