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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 270<br />

3 Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphrasen-<br />

interner Kongruenz<br />

Wenn die bislang diskutierten Befunde tatsächlich auf die anfängliche Inaktivität von DP-<br />

Merkmalen zurückzuführen sind, sollten zu Beginn der Nominalphrasenentwicklung nicht nur<br />

D-Elemente fehlen; es sollten sich auch keine morphologischen Realisierungen von Genus-,<br />

Numerus- und Kasusmerkmalen beobachten lassen. Dies scheint auch tatsächlich der Fall zu<br />

sein: Kasusmarkierungen und nominalphraseninterne Kongruenzmarkierungen sind in der frü-<br />

hen Kindersprache in der Tat häufig nicht-zielsprachlich. Insbesondere fand man, wie bereits<br />

zu Beginn von Kapitel III erwähnt, in vielen Studien zur deutschen und englischen Kinder-<br />

sprache statt der zielsprachlichen Flexionsformen häufig Formen mit ausgelassener oder inadä-<br />

quater Flexion (z.B. *zwei huhn, *him go oder *der auto) sowie phonetisch reduzierte For-<br />

men von Artikeln (z.B. de; vgl. u.a. Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Eisenbeiß 1994a,<br />

Müller 1994, 2000, Müller et al. 2002 bzw. Radford 1990). So berichten z.B. Clahsen,<br />

Eisenbeiß und Vainikka (1994), daß Simone im Alter von 1;10,20 bis 2;0,23 in 80% aller<br />

Nominalphrasen mit Adjektiven nicht die zielsprachlichen Flexionsformen produzierte. Solche<br />

Beobachtungen unterstützen auf den ersten Blick die Annahme, daß die DP, die in der Ziel-<br />

sprache als Träger der Flexionsmerkmale fungiert, noch nicht syntaktisch aktiv ist.<br />

Vertreter der Hypothese der vollständigen Kompetenz haben aber eine Reihe von empiri-<br />

schen und konzeptuellen Argumenten gegen eine solche Interpretation der Daten vorgebracht.<br />

Insbesondere haben sie dafür argumentiert, daß Kinder anfangs zwar phonetisch reduzierte<br />

oder unflektierte Formen gebrauchen, flektierte Formen aber von Anfang an weitestgehend<br />

korrekt einsetzen (vgl. z.B. Schütze 1996, 1997). Angesichts solcher Einwände möchte ich -<br />

ähnlich wie bei der Diskussion <strong>zum</strong> Determinierererwerb - zeigen, daß die vorgelegten Analy-<br />

sen z.T. auf Daten aus relativ späten Erwerbsphasen beruhen oder formelhafte Strukturen mit<br />

unanalysierten Elementen involvieren. Hierzu werde ich die Verwendung von flektierten D-Ele-<br />

menten (Kapitel III.3.1), von Postpositionen und Nominalaffixen (Kapitel III.3.2) sowie von<br />

Personalpronomina (Kapitel III.3.3) untersuchen.<br />

Dabei werde ich nicht nur versuchen, meine Arbeitshypothese E-II zu bestätigen, der<br />

zufolge Nominalphrasen anfangs unterspezifiziert sein können; ich werde auch erläutern, wie<br />

man in einem Strukturaufbauansatz erfassen kann, daß Kinder beim Übergang zu zielsprach-

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