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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 269<br />

Mit der von Gerken (1996) und Crisma und Tomasutti (2000) vertretenen Variante der<br />

Hypothese der vollständigen Kompetenz sind diese Erklärungen hingegen nicht kompatibel.<br />

Diesem Ansatz zufolge sollten Kinder vielmehr unabhängig von den prosodischen Eigen-<br />

schaften der zu erwerbenden D-Elemente bereits in der frühen Zwei-Wort-Phase über ziel-<br />

sprachliche Repräsentationen für diese Elemente verfügen. Dementsprechend sollten sie diese<br />

Elemente bereits sehr früh realisieren, wenn sie problemlos in die vorherrschenden metrischen<br />

Muster der jeweiligen Zielsprache zu integrieren sind. Somit sollten prosodische Faktoren<br />

selbst in frühen Erwerbsphasen ausreichen, um die beobachteten Auslassungen von D-Ele-<br />

menten zu erklären. Wie ich in Kapitel III.2.2.3 gezeigt habe, ist dies aber nicht der Fall. Viel-<br />

mehr scheinen sich nur in späteren Erwerbsphasen sämtliche beobachteten Abweichungen von<br />

der Zielsprache auf prosodische Eigenschaften der involvierten Strukturen zurückführen zu<br />

lassen (vgl. (ix)).<br />

Insgesamt betrachtet erlauben es die Befunde in (i) bis (ix) somit, die Einwände, die Vertre-<br />

ter der Hypothese der vollständigen Kompetenz gegen die Strukturaufbauhypothese vorge-<br />

bracht haben, zu widerlegen: Erstens scheinen die Belege für die systematische Verwendung<br />

von D-Elementen häufig aus relativ späten Erwerbsphasen zu stammen oder auf formelhaften<br />

Strukturen mit unanalysierten "D-Elementen" zu beruhen. Zweitens konnte ich nachweisen, daß<br />

sich die spezifischen Vorhersagen, die sich aus den Analysen von Penner und Weissenborn<br />

(1996), Gerken (1996) sowie Crisma und Tomasutti (2000) ergeben, nicht empirisch bestä-<br />

tigen lassen. Vielmehr unterstützen die diskutierten empirischen Befunde die Strukturaufbau-<br />

hypothese.<br />

Darüber hinaus konnte ich zeigen, daß sich die konzeptuellen Probleme, die sich in kate-<br />

gorienbasierten Strukturaufbauansätzen bei der Erklärung des Übergangs zu zielsprachlichen<br />

Repräsentationen stellen, <strong>zum</strong>indest teilweise vermeiden lassen, wenn man von Arbeitshypo-<br />

these E-III ausgeht, d.h. vom unabhängigen Erwerb und der unabhängigen Projektion von<br />

Lexikoneinträgen. Wenn man diese Hypothese zugrunde legt, kann man nämlich z.B. die<br />

Beobachtung erfassen, daß deutsche Kinder bereits zielsprachliche Anteile overter unbestimm-<br />

ter Artikel zeigen, bei bestimmten Artikeln aber noch keine zielsprachlichen Realisierungsraten<br />

erreicht haben. Insgesamt betrachtet bestätigen die Befunde in (i) bis (ix) somit die Arbeits-<br />

hypothesen E-II und E-III.

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