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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 268<br />

werden muß, während <strong>zum</strong>indest einige Formen des bestimmten Artikels auf einen Konsonan-<br />

ten reduziert und klitisiert werden können. Dadurch tragen sie keine zusätzliche Silbe zur pro-<br />

sodischen Struktur bei, was ihre Realisierung erleichtern könnte. 47<br />

Im Deutschen, Englischen, Niederländischen und Griechischen besteht kein entsprechender<br />

Unterschied zwischen bestimmten und unbestimmten Artikeln. 48 Dies könnte erklären, warum<br />

in diesen Sprachen bestimmte Artikel nicht früher erworben werden als unbestimmte Artikel.<br />

Unklar bleibt dann aber, warum sich beim parallelen Erwerb des Deutschen und Französi-<br />

schen (vgl. Müller 1994, Köhn 1994) kein Unterschied zwischen den Erwerbsreihenfolgen für<br />

die deutschen und die französischen Artikel nachweisen läßt, obwohl die französischen Artikel<br />

ähnliche prosodische Eigenschaften aufweisen wie die italienischen und spanischen Artikel.<br />

Diese Frage läßt sich an dieser Stelle nicht beantworten, da meines Wissens bislang noch un-<br />

klar ist, ob sich die Befunde <strong>zum</strong> bilingualen Erwerb auf den monolingualen Erwerb des Fran-<br />

zösischen generalisieren lassen. Bei den vorliegenden Studien <strong>zum</strong> Erwerb des französischen<br />

Artikelsystems, die sich explizit mit dem Erwerb der Distinktion zwischen unbestimmten und<br />

bestimmten Artikeln befassen, handelt es sich um experimentelle Studien mit älteren Kindern,<br />

die bereits beide Typen von Artikeln produzieren (vgl. Clark 1985 für einen Überblick).<br />

Insgesamt betrachtet sprechen die diskutierten <strong>Untersuchung</strong>en aber dafür, daß proso-<br />

dische Faktoren einen Einfluß auf die Realisierungsraten der verschiedenen D-Elemente in den<br />

jeweiligen Zielsprachen haben. Wie in Kapitel III.2.2.3 erläutert, sind für diesen Befund aber<br />

mindestens drei Erklärungen möglich: Die diskutierten prosodischen Faktoren könnten bestim-<br />

men, wann D-Elemente erworben werden. Sie könnten aber auch zur Verwendung von pro-<br />

sodisch bedingten Füllerelementen führen, die noch nicht auf zielsprachlichen Repräsentationen<br />

beruhen. Beide Annahmen wären mit der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus ver-<br />

einbar.<br />

47 Wie in Kapitel III.2.2.3 diskutiert, könnte die Klitisierung in bestimmten Kontexten aber auch zu<br />

Auslassungen führen (vgl. Crisma/Tomasutti 2000). <strong>Eine</strong> ausführliche Diskussion der einzelnen<br />

prosodischen Faktoren und ihrer Interaktion würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Wichtig<br />

ist an dieser Stelle nur, daß sich die verschiedenen Typen von Artikeln in ihren prosodischen<br />

Eigenschaften unterscheiden und daß dieser Unterschied einen Erklärung für die beobachteten Entwicklungsdissoziationen<br />

liefern könnte.<br />

48 Unbestimmte Artikel sind zwar im Deutschen gelegentlich zweisilbig, während bestimmte Artikel<br />

stets nur aus einer Silbe bestehen. In der Umgangssprache, d.h. im Input von Kindern, werden<br />

zweisilbige unbestimmte Artikel aber meistens auf eine Silbe reduziert (z.B. 'ne statt eine). Dadurch<br />

wird der Unterschied zwischen bestimmten und unbestimmten Artikeln aufgehoben.

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