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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 267<br />

Vertreter bzw. irgendeine Teilmenge der betreffenden Klasse herausgegriffen. <strong>Eine</strong> Nominal-<br />

phrase mit einem Possessivpronomen (z.B. mein Ball) referiert auf irgendeinen Vertreter bzw.<br />

irgendeine Teilmenge der Klasse, die <strong>zum</strong> POSSESSOR gehört, und Nominalphrasen mit<br />

bestimmten Artikeln beziehen sich auf einen individuellen Vertreter bzw. eine spezielle Teil-<br />

menge der betreffenden Klasse. <strong>Eine</strong> solche Analyse erfaßt zwar die Erwerbsreihenfolgen für<br />

das Deutsche, Französische, Englische, Niederländische und Griechische; die Erwerbsreihen-<br />

folgen für italienische, spanische und schwedische Determinierer lassen sich durch eine solche<br />

semantische Analyse aber nicht erklären. 46<br />

Vielmehr scheinen die prosodischen Eigenschaften der D-Elemente eine entscheidende<br />

Rolle zu spielen (vgl. (ix)). Wie die Diskussion in Kapitel III.2.2.3 ergeben hat, hängen die<br />

Realisierungsraten der einzelnen D-Elemente u.a. davon ab, ob das betreffende Element ein<br />

Suffix ist oder aber ein einsilbiges oder mehrsilbiges betontes Element realisiert. Außerdem<br />

scheinen die Auslassungsraten von D-Elementen dadurch beeinflußt zu werden, ob diese<br />

Elemente mit dem vorangehenden oder nachfolgenden Element einen prosodischen Fuß bilden<br />

können. Diesen Faktor machen z.B. Lleo und Demuth (1999) für die Diskrepanz zwischen<br />

dem relativ frühen Auftreten von D-Elementen in romanischen Sprachen und dem relativ<br />

späten Auftreten dieser Elemente in germanischen Sprachen verantwortlich.<br />

Prosodische Faktoren könnten auch erklären, warum italienische, spanische und schwe-<br />

dische Kinder bestimmte Artikel vor unbestimmten Artikeln produzieren: Im Schwedischen<br />

sind bestimmte Artikel nämlich Suffixe, deren Auftreten mit dem vorherrschenden trochäischen<br />

Betonungsmuster kompatibel ist, während es sich bei unbestimmten Artikeln um unbetonte<br />

freie Morpheme handelt, deren Auftreten das im Schwedischen dominante trochäische Beto-<br />

nungsmuster für lexikalische Elemente verletzen kann (vgl. Santelmann 1998).<br />

Ein ähnlicher Unterschied in den prosodischen Eigenschaften der verschiedenen D-Ele-<br />

mente zeigt sich auch, wenn man bestimmte und unbestimmte Artikel im Italienischen und<br />

Spanischen miteinander vergleicht: In diesen beiden Sprachen tragen unbestimmte Artikel<br />

nämlich im allgemeinen eine zusätzliche Silbe bei, die in die prosodische Struktur integriert<br />

46 Meines Wissens nach läßt sich auch kein semantischer Faktor angeben, der z.B. deutschen,<br />

griechischen, französischen und niederländis chen bestimmten Artikeln gemeinsam ist und diese<br />

Elemente von den entsprechenden Elementen im Italienischen, Spanischen und Schwedischen<br />

unterscheidet.

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