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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 266<br />

muß man somit Zusatzannahmen machen, um die beobachteten Entwicklungsdissoziationen<br />

und die Variabilität der Erwerbsreihenfolgen erfassen zu können.<br />

Im Rahmen eines Reifungsansatzes könnte man zwar einen Reifungsplan für die verschiede-<br />

nen Typen von D-Elementen oder ihre Merkmale annehmen; dann würde man aber erwarten,<br />

daß die verschiedenen Typen von D-Elementen stets in einer bestimmten, zielsprach-<br />

unabhängigen Reihenfolge auftreten. Daß dies nicht der Fall ist, zeigt die Beobachtung, daß un-<br />

bestimmte Artikel im Deutschen, Englischen, Niederländischen und Griechischen sowie beim<br />

bilingualen Erwerb des Deutschen und Französischen vor bestimmten Artikeln erworben wer-<br />

den, während beim Erwerb des Italienischen, Spanischen und Schwedischen die umgekehrte<br />

Reihenfolge zu beobachten ist.<br />

Wenn man die Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus zugrunde legt, sind Entwick-<br />

lungsdissoziationen und variable Erwerbsreihenfolgen der zu erwartende "Normalfall". Dann<br />

sollten die einzelnen nominalen grammatischen Merkmale nämlich prinzipiell unabhängig von-<br />

einander instantiiert und in entsprechende Lexikoneinträge integriert werden können (vgl.<br />

Arbeitshypothese E-III). Entwicklungsdissoziationen sollten dabei immer dann zu beobachten<br />

sein, wenn sich die betreffenden Elemente in ihrer Inputfrequenz, in ihren semantischen Eigen-<br />

schaften oder in ihren phonologischen Eigenschaften voneinander unterscheiden. Für die beob-<br />

achteten Erwerbsreihenfolgen von bestimmten und unbestimmten Artikeln scheint die Inputfre-<br />

quenz dieser Elemente allerdings keine entscheidende Rolle zu spielen: 45 Sowohl im Deutschen<br />

und Griechischen als auch im Spanischen und Schwedischen sind bestimmte Artikel - wie in<br />

den vorangegangenen Kapiteln bereits erwähnt - frequenter als unbestimmte Artikel. Dennoch<br />

werden sie im Spanischen und Schwedischen später erworben als unbestimmte Artikel.<br />

<strong>Eine</strong> semantische Erklärung für Entwicklungsdissoziationen zwischen den verschiedenen<br />

Typen von D-Elementen schlägt Bittner (1997) in ihrer Studie <strong>zum</strong> Erwerb deutscher D-Ele-<br />

mente vor. Ihr zufolge ist die beobachtete Erwerbsreihenfolge "unbestimmte Artikel < Posses-<br />

sivpronomina < bestimmte Artikel" auf den unterschiedlich starken Beitrag dieser Elemente zur<br />

semantischen Spezifizierung der nominalen Referenz zurückzuführen: Durch eine Nominal-<br />

phrase mit einem unbestimmten Artikel (z.B. ein Ball) wird Bittners Auffassung nach irgendein<br />

45 Daß die Inputfrequenz für die Erwerbsreihenfolge von bestimmten und unbestimmten Artikeln keine<br />

entscheidende Rolle spielt, könnte daran liegen, daß diese Elemente sich zwar in ihrer Frequenz<br />

unterscheiden, aber beide hochfrequent sind.

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