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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 238<br />

Umgekehrt muß man im Rahmen eines Strukturaufbauansatzes erklären, warum sich in<br />

einigen Experimenten nur Auslassungsraten von ca. 15% bis 16% zeigten und keine Gruppe<br />

alle Determinierer ausließ. Dies ist meines Erachtens möglich, wenn man den sprachlichen Ent-<br />

wicklungsstand der untersuchten Kinder berücksichtigt: Wie man Tab.III-6 entnehmen kann,<br />

wies keine der von Gerken (1996) untersuchten Gruppen einen durchschnittlichen MLU-Wert<br />

auf, der repräsentativ für die frühe Zwei-Wort-Phase wäre (nämlich einen MLU-Wert von<br />

höchstens 1,75; vgl. Brown 1973). Vielmehr lag der durchschnittliche MLU-Wert bei allen<br />

Gruppen über 2,0, und bei einem Teil der Kinder betrug die durchschnittliche Äußerungslänge<br />

zwischen 3 und 4,5 Morphemen. Dies bedeutet, daß <strong>zum</strong>indest einige der untersuchten Kinder<br />

sich in einer Phase befanden, für die man auch in einem Strukturaufbauansatz von zielsprach-<br />

lichen Determiniererrepräsentationen ausgehen könnte.<br />

Außerdem ergab ein Spearman-Korrelationstest, den ich für die Daten in Tab.III-6 durch-<br />

geführt habe, eine hochsignifikante Korrelation zwischen dem durchschnittlichen MLU-Wert<br />

und der Realisierungsrate für den Artikel der Objekt-DP in Sätzen wie in (12) (r = 0,928,<br />

p = 0,008, ungerichtete Fragestellung). Dies bedeutet, daß Kinder auch bei den prosodisch<br />

"günstigen" Bedingungen noch eine deutliche Entwicklung zeigten - von 59% overten Artikeln<br />

bei den Kindern mit den niedrigsten MLU-Werten bis zu 84% bzw. 85% bei den Kindern mit<br />

den höchsten MLU-Werten (vgl. Tab.III-6). Dabei zeigt sich erst bei den am weitesten ent-<br />

wickelten Kindern das Muster, das man bei Gerkens (1996) Analyse für alle Kinder erwarten<br />

sollte - nämlich nur sehr wenige Auslassungen in prosodisch "günstigen" Kontexten und höhere<br />

Auslassungsraten in den Kontexten, in denen die prosodische Integration des Artikels<br />

Schwierigkeiten bereiten sollte.<br />

Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei einer Reanalyse der Befunde von Crisma und Toma-<br />

sutti (2000). Diese beiden Autoren haben drei Längsschnittkorpora italienischer Kinder<br />

(Martina 1;8,17-2;3,22, Raffaello 1;11,25-2;6,13, Rosa 2;4,09-2;10,14) jeweils in einen<br />

früheren und einen späteren Teil aufgespalten, zu zwei Gesamtkorpora (T1 und T2) zusam-<br />

mengefaßt und im Hinblick auf die Rolle prosodischer Faktoren bei der Artikelrealisierung<br />

untersucht.<br />

Dabei konnten sie zeigen, daß die untersuchten Kinder zu beiden <strong>Untersuchung</strong>szeitpunkten<br />

bei Nomina mit unbetonter Erstsilbe (bam.'bi.na 'Kind') mehr Artikel ausließen als bei<br />

Nomina mit betonter Erstsilbe ('pa.ne 'Brot'; vgl. Tab.III-7). D.h., sie konnten nachweisen,

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