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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 236<br />

Sprachen. Es könnte sich bei den frühen D-Elementen in romanischen Sprachen aber auch um<br />

prosodisch bedingte Füllerelemente handeln, die noch nicht auf zielsprachlichen Repräsenta-<br />

tionen beruhen. Beide Annahmen wären mit der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus<br />

vereinbar.<br />

Mit der von Gerken (1996) und Crisma und Tomasutti (2000) vertretenen Variante der<br />

Hypothese der vollständigen Kompetenz sind diese Erklärungen hingegen nicht kompatibel.<br />

Diesem Ansatz zufolge sollten Kinder vielmehr unabhängig von den prosodischen Eigen-<br />

schaften der zu erwerbenden D-Elemente bereits in der frühen Zwei-Wort-Phase über ziel-<br />

sprachliche Repräsentationen für diese Elemente verfügen. Daher sollten sie diese bereits sehr<br />

früh realisieren können, wenn sie problemlos in die vorherrschenden metrischen Muster der<br />

jeweiligen Zielsprache zu integrieren sind. Dementsprechend sollten prosodische Faktoren<br />

selbst in frühen Erwerbsphasen ausreichen, um die beobachteten Auslassungen von D-Ele-<br />

menten zu erklären.<br />

<strong>Eine</strong>n ersten Hinweis darauf, wann prosodische Faktoren zur Erklärung von Determinierer-<br />

auslassungen genügen, gibt der Vergleich der Befunde von Santelmann (1998) und Bohnacker<br />

(1997) <strong>zum</strong> Erwerb des Schwedischen: Santelmann hatte, wie bereits erwähnt, Daten aus spä-<br />

teren Erwerbsphasen von Embla und anderen Kindern analysiert und dabei nahezu zielsprach-<br />

liche Raten von suffigierten D-Elementen gefunden.<br />

Bohnacker, die auch die frühen Daten von Embla analysiert hat, gibt hingegen an, daß es<br />

sich bei mehr als der Hälfte von Emblas Determiniererauslassungen um Fälle handelt, in denen<br />

Embla ein suffigiertes D-Element ausgelassen hat, das dem betreffenden Nomen keine Silbe<br />

hinzugefügt hätte (z.B. *kossa statt kossa-n 'Kuh'). <strong>Eine</strong> solche Auslassung kann aber nicht<br />

durch die z.B. von Gerken (1996) und Crisma und Tomasutti (2000) vertretene Annahme er-<br />

faßt werden, daß Kinder Silben auslassen, die sich nicht ins vorherrschende metrische Muster<br />

ihrer Zielsprache integrieren lassen - in diesem Falle in eine Abfolge von einer betonten und<br />

einer unbetonten Silbe.<br />

Zusammengenommen deuten die Daten von Santelmann und Bohnacker somit darauf hin,<br />

daß sich erst in späteren Entwicklungsphasen alle Determiniererauslassungen durch proso-<br />

dische Faktoren erfassen lassen. In frühen Erwerbsphasen sind dagegen noch Auslassungen zu<br />

beobachten, die anders erklärt werden müssen. Für diese Interpretation der Daten sprechen<br />

meines Erachtens auch die Befunde der Analysen, die Gerken (1996) und Crisma und

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