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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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I Spracherwerbsforschung und Grammatiktheorie<br />

Auffällig scheint es, daß die Sprachwissenschaft<br />

bisher an dem so bequem zugänglichen<br />

und so reichlich fließenden Quell<br />

der Kindersprache beinahe achtlos vorübergegangen<br />

ist.<br />

Stern/Stern (1928:6)<br />

Heretofore acquisition data has been<br />

given credibility in principle though often<br />

not in fact.<br />

Roeper (1996:417)<br />

Im folgenden Kapitel werde ich versuchen, die Grundfragen, -probleme und -positionen der<br />

Spracherwerbsforschung herauszuarbeiten und einen Überblick über die Kooperations-<br />

bedingungen, -bereiche und -möglichkeiten für Grammatiktheorie und Erwerbsforschung zu<br />

geben. Dabei werde ich historisch vorgehen. Dies ermöglicht meines Erachtens ein besseres<br />

Verständnis des theoretischen Hintergrundes der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus<br />

und ihrer Motivation, als es eine rein synchrone Darstellung aktueller Ansätze und Debatten<br />

würde.<br />

Erstens läßt sich die aktuelle Theoriediskussion mit einfachen Gegensatzpaaren wie "Auto-<br />

nomie vs. Holismus" nur unzureichend erfassen. So versteht man z.B. in Ansätzen, die in den<br />

90er Jahren entwickelt worden sind, unter dem Begriff der "Autonomie der menschlichen<br />

Sprachfähigkeit" teilweise etwas anderes als in Ansätzen aus den 80er Jahren. Daher ist es<br />

<strong>zum</strong> Verständnis der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus und der übrigen diskutierten<br />

Ansätze entscheidend herauszuarbeiten, im Rahmen welcher Debatten sie entstanden sind und<br />

auf welchen Konzepten sie beruhen.<br />

Zweitens ermöglicht die Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus, wie ich in dieser<br />

Arbeit verdeutlichen werde, Lösungsansätze für Probleme, die in der Spracherwerbsforschung<br />

eine zentrale Rolle spielen - z.B. die Erklärung der zeitlichen Ausdehnung der sprachlichen<br />

Entwicklung, das sog. Entwicklungsproblem, oder die Erklärung von Erwerbssequenzen, das<br />

sog. Ordnungsproblem. Diese Probleme haben in der aktuellen Theoriediskussion einen unter-<br />

schiedlichen Status. So konzentriert man sich z.B. zur Zeit auf das Entwicklungsproblem,<br />

während das Ordnungsproblem eher in den Hintergrund getreten ist. Wie ich im Rahmen des<br />

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