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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 233<br />

Bei dem von Bohnacker (1997) untersuchten schwedischen Kind Embla stieg der Anteil<br />

definiter D-Elemente nach dem vorübergehenden Einschnitt bei der Determiniererrealisierungs-<br />

rate direkt auf Werte von über 70% (vgl. Tab.III-5). D.h., in bezug auf bestimmte Artikel<br />

zeigte Embla schon sehr früh ein Verhalten, das dem ihrer erwachsenen Interaktionspartner<br />

entspricht (vgl. die letzte Spalte von Tab.III-5). Der Anteil unbestimmter Artikel erhöhte sich<br />

hingegen erst ab 2;1,0.<br />

Tab.III-5: Emblas Artikel in obligatorischen Kontexten (Bohnacker 1997)<br />

1;8,2 1;9,0 1;9,2 1;10,0 1;10,2 1;11,0 1;11,2 2;0,0 2;1,0 2;1,2 ges. Erw.<br />

Kontexte 16 35 8 11 18 8 29 64 27 30 246 89<br />

unb. Art. (in %) 6 6 13 0 0 13 3 5 22 7 7 15<br />

best. Art. (in %) 81 63 38 73 39 25 72 84 48 60 65 75<br />

Santelmann (1998) hat die späten Daten von Embla und die Daten von vier weiteren<br />

monolingualen schwedischen Kindern zu zwei Korpora (I: MLU 1,5-3,0; II: MLU > 3,0)<br />

zusammengefaßt und im Hinblick auf den Anteil der verschiedenen D-Elemente analysiert.<br />

Dabei zeigte sich ein relativ konstanter Anteil von bestimmten Artikeln: 61% bei Kindern mit<br />

MLU-Werten zwischen 1,5 und 3,0 und 65% bei MLU-Werten über 3,0. Der Anteil von<br />

unbestimmten Artikeln, Quantoren und Possessivpronomina stieg hingegen von 9% auf 30%<br />

an, während der Anteil von Nomina ohne D-Element von 30% auf 5% fiel.<br />

Santelmann führt diese Beobachtung darauf zurück, daß unbestimmte Artikel, Possessiv-<br />

pronomina und Quantoren unbetonte pränominale freie Morpheme sind. Ihr Auftreten verletzt<br />

daher das im Schwedischen dominante trochäische Betonungsmuster für lexikalische Ele-<br />

mente, was ihre Auslassung zu Beginn des <strong>Untersuchung</strong>szeitraums erklären kann. Der be-<br />

stimmte Artikel, dessen Realisierungsrate im <strong>Untersuchung</strong>szeitraum relativ konstant bleibt, ist<br />

hingegen ein Suffix, dessen Auftreten mit dem trochäischen Betonungsmuster kompatibel ist.<br />

Diese prosodische Erklärung der Erwerbsreihenfolge wird durch Befunde <strong>zum</strong> Erwerb von<br />

"doppelter Definitheit" unterstützt: In schwedischen definiten Nominalphrasen mit Adjektiven<br />

treten sowohl ein unbetonter Determinierer vor dem Adjektiv als auch ein suffigierter Deter-<br />

minierer am Nomen auf (10). In den von Santelmann untersuchten Korpora mit MLU-Werten<br />

unter 3,0 fehlt in der Mehrzahl von definiten Nominalphrasen mit Adjektiv der unbetonte prä-<br />

nominale Determinierer, während der suffigierte Determinierer overt realisiert wird (11a). In

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