25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Erwerb von D-Elementen 222<br />

fälschlicherweise als Auslassungen von bestimmten Artikeln gezählt werden. Dementsprechend<br />

kann die Auslassungsrate für bestimmte Artikel durch dieses Verfahren überschätzt werden.<br />

Zweitens unterschieden Pizzuto und Caselli (1992) nicht zwischen ausgelassenen bestimmten<br />

Artikeln und bestimmten Artikeln mit nicht-zielsprachlicher Flexion.<br />

Diese beiden Einschränkungen gelten nicht für die Studie von Penner und Weissenborn<br />

(1996) zur deutschen Kindersprache. Penner und Weissenborn (1996) haben bei ihrer Ana-<br />

lyse des Simone-Korpus zwar stets mehrere Aufnahmen zu Blöcken zusammengefaßt. Den-<br />

noch erkennt man in Abb. 1 ihrer Studie, daß der Anteil overter Determinierer in obligato-<br />

rischen Kontexten anfänglich bis auf ca. 60% anstieg (1;10,20-1;10,28), und danach für ca.<br />

einen Monat auf 35% bis 45% fiel (1;11,13- 2;0,05), bevor er wieder anwuchs und sich<br />

allmählich zielsprachlichen Werten näherte (2;0,23-2;7,04). 20<br />

<strong>Eine</strong> vergleichbare U-Kurve bei der Determiniererentwicklung zeigte sich auch beim<br />

Französischerwerb des bilingualen Kindes Jean, das Französisch und Schwedisch parallel<br />

erwirbt (Granfeldt 2000): Jean gebrauchte zu Beginn des <strong>Untersuchung</strong>szeitraums (1;10) zwar<br />

immerhin bereits in 16 von 33 Kontexten (= 49%) das erforderliche D-Element; in den folgen-<br />

den Aufnahmen (2;0-2;4) ließ er es aber in 76% bis 89% aller Kontexte aus und zeigte erst ab<br />

2;6 Auslassungsraten, die unter 50% lagen. Dafür, daß die D-Elemente in der ersten Auf-<br />

nahme auf formelhaften Strukturen beruhen, die in den folgenden Aufnahmen reanalysiert wer-<br />

den, spricht auch die Beobachtung, daß sich bei Jean auch in anderen Bereichen der gram-<br />

matischen Entwicklung, insbesondere beim Erwerb von Verbflexiven und Subjektklitika eine<br />

parallele U-Kurve in den Korrektheitsraten beobachten ließ (vgl. Schlyter 1994).<br />

Evidenz für einen U-förmigen Entwicklungsverlauf, der auf einen Übergang von unanaly-<br />

sierten zu analysierten Strukturen hindeutet, liefern auch die Analysen, die Bohnacker (1997)<br />

zu schwedischen Kindersprachdaten durchgeführt hat. Bohnacker argumentiert zwar selbst für<br />

die Hypothese der vollständigen Kompetenz; eine Reanalyse ihrer Daten zeigt aber einen<br />

U-förmigen Entwicklungsverlauf für overte D-Elemente.<br />

20 Dieser Befund unterstützt die Annahme von Clahsen, Eisenbeiß und Vainikka (1994), daß Simone im<br />

Alter von 2;0,23 begann, unanalysierte Strukturen zu reanalysieren und D-Elemente zu verwenden,<br />

die auf zielsprachlichen Repräsentationen basieren.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!