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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 221<br />

Studien geben allerdings keinen Aufschluß über die genaue Struktur des Entwicklungsverlaufs.<br />

Meistens wurden nämlich entweder keine Angaben über spätere Entwicklungsphasen gemacht<br />

(vgl. z.B. Radford 1990), oder es wurden Daten aus größeren Zeiträumen zusammengefaßt<br />

(vgl. z.B. Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Müller 1994). In den Daten, die eine Analyse<br />

des Entwicklungsverlaufs erlauben, zeigt sich für die Rate overter D-Elemente aber die von<br />

der Strukturaufbauhypothese vorhergesagte U-Kurve:<br />

So begann z.B. das englischsprachige Kind Adam in der achten Aufnahme, den un-<br />

bestimmten Artikel häufiger zu produzieren; in den Aufnahmen 12 bis 19 sank der Anteil over-<br />

ter Determinierer aber und stieg erst ab der zwanzigsten Aufnahme wieder an (Brown 1973:<br />

392ff.). Ebenso fing das griechische Kind Christos in der zweiten Aufnahme zwar an,<br />

bestimmte Artikel zu produzieren; der Anteil overter bestimmter Artikel in obligatorischen<br />

Kontexten zeigte aber Marinis (2000:117ff., 2002b:45f.) zufolge eine U-förmige Entwick-<br />

lungskurve.<br />

Weitere Evidenz für einen solchen U-förmigen Entwicklungsverlauf liefert die Studie, die<br />

Pizzuto und Caselli (1992) mit drei italienischen Kindern durchgeführt haben (Marco 1;5-3;0,<br />

MLU: 1,30-2,51; Francesco 1;4-3;9, MLU: 1,12-4,53; Claudia 1;3-2;9, MLU: 1,76-<br />

3,70): 19 Bei diesen drei Kindern erhöhte sich der Anteil zielsprachlicher bestimmter Artikel an<br />

der Gesamtzahl von obligatorischen Kontexten für diesen Determinierer zunächst auf Werte<br />

bis zu 80%. Danach sank er vorübergehend auf Werte zwischen 10% und 60% und stieg<br />

dann wieder schrittweise an, bis er sich bei Werten von über 90% stabilisierte.<br />

Die Aussagekraft der Studie von Pizzuto und Caselli (1992) ist allerdings eingeschränkt.<br />

Erstens wurden nur bestimmte Artikel untersucht. Bei Auslassungen von D-Elementen ist es<br />

aber in den meisten Fällen nicht möglich, eindeutig festzustellen, welcher Typ von D-Element<br />

im jeweiligen Kontext angemessen gewesen wäre (Brown 1973). Daher lassen sich Aus-<br />

lassungen von bestimmten Artikeln kaum von Auslassungen anderer D-Elemente unter-<br />

scheiden. Pizzuto und Caselli versuchten, dieses Problem zu umgehen, indem sie Nominal-<br />

phrasen ohne D-Elemente, bei denen sowohl der bestimmte als auch der unbestimmte Artikel<br />

angemessen gewesen wären, als Kontexte für bestimmte Artikel werteten. So besteht die<br />

Möglichkeit, daß Auslassungen von unbestimmten Artikeln oder anderen Determinierern<br />

19 Die MLU-Werte wurden auf der Basis von Wörtern berechnet.

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