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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 217<br />

Welchen Status nominale Projektionen in der zweiten Phase solcher Drei-Phasen-Analysen<br />

haben, lassen sowohl Clahsen, Eisenbeiß und Vainikka (1994) als auch Müller et al. (2002)<br />

offen. Clahsen, Eisenbeiß und Vainikka (1994) haben nachgewiesen, daß sich in dieser Phase<br />

bereits erste Belege für die distinktive Verwendung verschiedener D-Elementformen finden.<br />

Dabei treten solche Formen aber noch in weniger als 90% aller obligatorischen Kontexte auf<br />

(vgl. auch Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996). Angesichts dieser Beobachtung steht man vor<br />

einem Dilemma, wenn man annimmt, daß die DP in einer bestimmten Phase entweder immer<br />

oder aber überhaupt nicht projiziert wird (vgl. z.B. Schütze 1996 für eine Diskussion dieses<br />

Problems): Auf der einen Seite wird man der produktiven und distinktiven Verwendung von<br />

D-Elementformen nicht gerecht, wenn man für Äußerungen mit solchen Elementen keine DP<br />

annimmt. Auf der anderen Seite kann man die relativ hohen Auslassungsraten nicht erklären,<br />

wenn man bereits ab der ersten distinktiven Verwendung von D-Elementformen für alle<br />

Äußerungen des betreffenden Kindes eine zielsprachliche DP postuliert - und zwar unabhängig<br />

davon, ob in der betreffenden Nominalphrase ein D-Element vorliegt oder nicht.<br />

Dieses Dilemma entsteht meines Erachtens durch die Verwendung von atomaren gramma-<br />

tischen Kategorien, Phrasenstrukturschablonen, Regeln oder globalen Parametern. Wenn man<br />

solche Erklärungskonzepte verwendet, muß man nämlich entweder davon ausgehen, daß ein<br />

Kind über eine Kategorie, eine Regel oder einen Parameterwert verfügt, oder man muß<br />

annehmen, daß diese vollständig fehlen, denn<br />

"what could it conceivably mean for an organism to possess half a symbol, or three<br />

quarters of a rule?" (Bates/Thal/Marchman 1990:31)<br />

Die Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus ermöglicht es hingegen, das Nebeneinander<br />

von zielsprachlichen und nicht-zielsprachlichen Strukturen in Übergangsphasen zu erfassen.<br />

Insbesondere ist es in einem merkmals- und lexikonbasierten Grammatikmodell ohne Satz-<br />

strukturschablonen möglich, daß die Lexikoneinträge für die verschiedenen funktionalen Ele-<br />

mente der Zielsprache zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgebaut und projiziert werden (vgl.<br />

Arbeitshypothese E-III in Kapitel II.4). Dadurch könnte es beim Erwerb von D-Elementen zu<br />

Entwicklungsdissoziationen zwischen den einzelnen Determinierern und Quantoren sowie zu<br />

einem Nebeneinander von unterspezifizierten Nominalphrasen und Strukturen mit zielsprach-<br />

lichen funktionalen Projektionen kommen. Zugleich läßt die Idee des merkmalsbasierten<br />

Strukturaufbaus - anders als ein fester Reifungsplan für D-Elemente - Unterschiede zwischen

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