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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 214<br />

Diese Annahme liegt auch den Analysen von Gerken (1996) und Crisma und Tomasutti<br />

(2000) zugrunde (vgl. Kapitel I.7.2). Diesen Autoren zufolge sind die beobachteten Aus-<br />

lassungen von D-Elementen allerdings nicht pragmatisch, sondern prosodisch bedingt: Funk-<br />

tionswörter werden ausgelassen, weil sie im allgemeinen aus unbetonten Silben bestehen, und<br />

unbetonte Silben in frühen Erwerbsphasen generell häufiger wegfallen als betonte Silben - und<br />

zwar insbesondere, wenn sie sich nicht direkt in die vorherrschenden metrischen Muster der<br />

Zielsprache einordnen lassen.<br />

Wenn diese Annahme zuträfe, sollten die Auslassungsraten für Funktionswörter von den<br />

prosodischen Eigenschaften der betreffenden Wörter und ihrer Kontexte abhängen. Dement-<br />

sprechend versucht z.B. Gerken (1996) nachzuweisen, daß Kinder beim Erwerb des Eng-<br />

lischen dazu tendieren, den einsilbigen unbetonten bestimmten Artikel auszulassen, wenn er<br />

sich nicht einer metrischen Einheit zuordnen läßt, die aus einer betonten Silbe und einer<br />

optionalen unbetonten Silbe besteht (S-(w)). Dies ist z.B. in (2a) der Fall, wo der unbetonte<br />

Artikel zwischen einer unbetonten und einer betonten Silbe steht. In (2b) kann der Artikel hin-<br />

gegen mit der vorangehenden betonten Silbe eine S-w-Einheit bilden und sollte daher nicht<br />

ausgelassen werden.<br />

(2) (a) He CATCHes the PIG<br />

| | | | |<br />

* S-----w * S-(w)<br />

(b) He KICKS the PIG<br />

| | | |<br />

* S----------w S-(w)<br />

Sowohl Penner und Weissenborn (1996) als auch Bottari, Cipriani und Chilosi (1993) und<br />

Lleo (2001) gehen ebenso wie die übrigen Vertreter der Hypothese der vollständigen Kom-<br />

petenz davon aus, daß Kinder bereits in der frühen Zwei-Wort-Phase über sämtliche syntak-<br />

tischen Eigenschaften funktionaler Projektionen verfügen. Sie führen die anfängliche Optiona-<br />

lität von D-Elementen aber weder auf pragmatische noch auf prosodische Faktoren zurück.<br />

Ihnen zufolge haben Kinder vielmehr noch nicht alle morphologischen Charakteristika der ziel-<br />

sprachlichen funktionalen Projektionen erworben. Dies kann zu unterspezifizierten D-Elemen-<br />

ten führen, die noch nicht alle morphologischen Eigenschaften der entsprechenden zielsprach-<br />

lichen Elemente aufweisen (z.B. de statt der/die/das/den/dem; vgl. die Diskussion von Bottari/<br />

Cipriani/Chilosi 1993 und Lleo 2001). Durch den Verweis auf das Fehlen von entsprechenden

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