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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 213<br />

Kinder bereits über zielsprachliche relationale, funktionale und formale Merkmalsspezifika-<br />

tionen für diese Elemente verfügen.<br />

Daher bemühen sich Vertreter der Hypothese der vollständigen Kompetenz nachzuweisen,<br />

daß Kinder bereits in der frühen Zwei-Wort-Phase systematisch zielsprachliche Strukturen ge-<br />

brauchen, die funktionale Projektionen involvieren (vgl. Kapitel I.6.3). So führt Hyams (1999)<br />

eine Reihe von Studien an, denen zufolge englischsprachige, deutsche, niederländische und<br />

italienische Kinder im Altersbereich von 1;4 bis 3;4 in bis zu 78% aller obligatorischen Kon-<br />

texte D-Elemente verwenden; und Bohnacker (1997) berichtet, daß das schwedische Kind<br />

Embla (1;8-2;1) in 74% aller obligatorischen Kontexte overte D-Elemente und Possessiv-<br />

markierungen verwendet und dasselbe Nomen mit verschiedenen D-Elementen kombiniert.<br />

Außerdem haben Vertreter der Hypothese der vollständigen Kompetenz eine Reihe von<br />

Erklärungen dafür vorgeschlagen, warum Kinder, die über zielsprachliche DP-Repräsenta-<br />

tionen verfügen, D-Elemente nicht in sämtlichen obligatorischen Kontexten verwenden: Wie in<br />

Kapitel I.7.2 bereits kurz angesprochen, machen Hoekstra, Hyams und Becker sowie Abu-<br />

Akel und Bailey ausschließlich pragmatische Faktoren für Abweichungen von der Zielsprache<br />

verantwortlich (vgl. u.a. Hoekstra/Hyams 1995, 1996, 1998, Hoekstra/Hyams/Becker 1997,<br />

Hyams 1999, Abu-Akel/Bailey 2000). Ihrer Auffassung nach unterliegen Kinderäußerungen in<br />

der frühen Zwei-Wort-Phase nämlich noch nicht der Beschränkung, daß die referentiellen<br />

Argumente von Nomina und Verben stets durch grammatische Mittel gebunden werden<br />

müssen. 14 Daher sollten Kinder anfangs statt grammatischer Mittel auch deiktische Mittel zur<br />

Etablierung der Referenz von Nominalphrasen gebrauchen können.<br />

Somit läßt diese Analyse erwarten, daß Kinder eine Zeitlang sowohl vollspezifizierte DPs<br />

mit overten D-Elementen als auch unterspezifizierte Nominalphrasen ohne solche Elemente<br />

produzieren. <strong>Eine</strong> U-Kurve, wie man sie in Strukturaufbauansätzen vorhersagen würde, sollte<br />

hingegen nicht zu beobachten sein. Die frühen D-Elemente sollten der Hypothese der vollstän-<br />

digen Kompetenz zufolge nämlich bereits auf zielsprachlichen Repräsentationen beruhen und<br />

nicht reanalysiert werden.<br />

14 Vgl. u.a. Schütze (1997) und Wexler (1999) für vergleichbare Überlegungen, die sich allerdings<br />

primär auf die Unterspezifikation verbaler funktionaler Kategorien beziehen.

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