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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 212<br />

2000). Dann muß man allerdings eine Rekategorisierung von "D-Elementen" annehmen; denn<br />

wenn sie von Anfang an als D-Element kategorisiert würden, könnten sie nur in einer D-Posi-<br />

tion basisgeneriert werden.<br />

Unabhängig davon, welche der beiden Erklärungen man wählt, lassen sich sowohl die<br />

anfängliche Optionalität von D-Elementen als auch ihre komplementäre Distribution mit Adjek-<br />

tiven im Rahmen von Strukturaufbauansätzen erfassen. Gegen eine solche Interpretation sind<br />

aber mittlerweile eine Reihe von empirischen Einwänden vorgebracht worden. So haben z.B.<br />

Höhle und Weissenborn versucht, in einer Reihe von Studien Evidenz für die Annahme zu<br />

liefern, daß Kinder selbst dann für D-Elemente sensitiv sind, wenn sie selbst noch nicht in allen<br />

obligatorischen Kontexten die entsprechenden grammatischen Morpheme produzieren: 13<br />

Erstens konnten Höhle und Weissenborn (1999) zeigen, daß deutsche Kinder im Alter von<br />

sieben bis neun Monaten Texten länger zuhören, wenn diese Texte ein D-Element (das oder<br />

sein) enthalten, das ihnen zuvor mehrfach in Isolation präsentiert worden ist. Dies deutet<br />

darauf hin, daß die untersuchten Kinder die in Isolation präsentierten funktionalen Elemente im<br />

Text wiedererkennen konnten, obwohl diese Elemente perzeptiv wenig salient sind. Zweitens<br />

konnten Höhle und Weissenborn (2000) nachweisen, daß Kinder bereits im Alter von 10<br />

Monaten in der Lage sind, Nomina in Texten zu identifizieren, wenn diese ihnen zuvor in Kom-<br />

bination mit Determinierern vorgegeben wurden.<br />

Aus solchen Befunden kann meiner Auffassung nach aber lediglich geschlossen werden,<br />

daß Kinder möglicherweise bereits vor der frühen Zwei-Wort-Phase bestimmte Kookkur-<br />

renzmuster erworben haben. Beispielsweise können sie erkannt haben, daß bestimmte Laut-<br />

ketten - z.B. die D-Elemente der Zielsprache - stets zu Beginn einer phonologischen Phrase<br />

stehen. Dann sollten sie solche Muster und die entsprechenden funktionalen Elemente als<br />

"Ankerpunkte" für die weitere Segmentierung und Kategorisierung des Inputs verwenden<br />

können. Diese Annahme ist mit der Idee des Strukturaufbaus prinzipiell verträglich. Wie ich in<br />

Kapitel II.3.3 dargelegt habe, gehe ich davon aus, daß Kinder bereits bei der Instantiierung<br />

von kategorialen Merkmalen, d.h. ganz zu Beginn der syntaktischen Entwicklung, von solchen<br />

Kookkurrenzmustern Gebrauch machen. Aus der frühen Sensitivität für Auslassungen und Er-<br />

setzungen funktionaler Elemente allein kann aber nicht gefolgert werden, daß die betreffenden<br />

13 Vgl. Golinkoff/Hirsh-Pasek/Schweis guth (2001) für einen Überblick über vergleichbare Studien.

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