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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von D-Elementen 211<br />

auslassen, bis es die entsprechende zielsprachliche Repräsentation erworben hat. Dement-<br />

sprechend ist ein vorübergehender Einschnitt bei der Realisierungsrate für D-Elemente zu<br />

erwarten. 12 Wenn die Hypothese der vollständigen Kompetenz zuträfe, sollte sich hingegen<br />

keine U-Kurve beobachten lassen, da in einem solchen Ansatz keine Reanalysen von Reprä-<br />

sentationen für D-Elemente vorgenommen werden.<br />

Wenn die frühen "D-Elemente" auf nicht-zielsprachlichen formelhaften Strukturen oder<br />

festen "Determinierer"-Nomen-Verbindungen beruhen, sollte ihr Auftreten nicht nur einen<br />

U-förmigen Entwicklungsverlauf zeigen; es sollte anfänglich auch auf bestimmte syntaktische<br />

Konfigurationen oder lexikalische Kontexte beschränkt sein. Erst später sollte mehr Variation<br />

in bezug auf die Elemente zu beobachten sein, mit denen D-Elemente kombiniert werden.<br />

Zugleich sollten die frühen "D-Elemente", wie zu Beginn dieses Kapitels bereits erwähnt, nicht<br />

mit Adjektiven kombiniert werden können: Zwischen das "D-Element" und das Nomen einer<br />

festen "Determinierer"-Nomen-Verbindung kann kein Adjektiv eingefügt werden, und formel-<br />

hafte Äußerungen wie wo´s-der+N enthalten nur eine Position, die für Nomina reserviert ist,<br />

und können daher keine Adjektiv-Nomen-Kombinationen aufnehmen.<br />

Alternativ dazu könnte man die beobachtete komplementäre Distribution von D-Elementen<br />

und Adjektiven darauf zurückführen, daß Nominalphrasen zu Beginn der syntaktischen Ent-<br />

wicklung keine separate strukturelle Position für D-Elemente zur Verfügung stellt, sondern nur<br />

eine pränominale Modifiziererposition, die entweder durch ein D-Element oder durch ein<br />

Adjektiv besetzt werden kann (vgl. u.a. Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Müller 1994,<br />

12 Ein U-förmiger Entwicklungsverlauf is t nicht nur beim Erwerb von obligatorischen D-Elementen zu<br />

erwarten. <strong>Eine</strong> vorübergehende "Verschlechterung" der sprachlichen Leistungen sollte immer dann<br />

zu beobachten sein, wenn Strukturen reanalysiert werden, die zwar zielsprachlich aussehen, aber<br />

auf nicht-zielsprachlichen Repräsentationen beruhen. Dies ist auch beim Erwerb von verschiedenen<br />

morphologischen Phänomenen der Fall - z.B. beim Erwerb des englischen Past-Tense (vgl. u.a.<br />

Miller/Ervin 1964, Cazden 1968, Marcus et al. 1992, Pinker 1999): Nach einer anfänglichen Phase mit<br />

weitestgehend zielsprachlichen Vergangenheitsformen (z.B. walked, went) zeigen sich vorübergehend<br />

Übergeneralisierungen des regulären Vergangenheitsflexivs -ed auf irreguläre Verben (z.B.<br />

goed), die zuvor korrekt flektiert wurden.<br />

Diese Beobachtung kann als Evidenz für einen Übergang von intern nicht analysierten, gespeicherten<br />

Vollformen zu zielsprachlichen Repräsentationen gewertet werden. Ob es sich bei den zielsprachlichen<br />

Repräsentationen um assoziativ verbundene gespeicherte Vollformen handelt (vgl.<br />

u.a. Rumelhart/McClelland 1986) oder ob Erwachsene über separate Repräsentationen für Affixe<br />

verfügen (vgl. u.a. Pinker/Prince 1988, Pinker 1999, Clahsen 1999, Sonnenstuhl 2001, Penke 2002), ist<br />

dabei nicht entscheidend. Wichtig ist nur, daß der U-förmige Entwicklungsverlauf anzeigt, daß Kinder<br />

von Strukturen, die zielsprachlich aussehen, aber intern noch nicht weiter analysiert sind, zu<br />

Strukturen übergehen, die auf zielsprachlichen Repräsentationen basieren.

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