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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Datenbasis und Methode der empirischen <strong>Untersuchung</strong> 202<br />

dem MLU. Dies spricht dafür, daß es sich bei diesen Nominalphrasentypen um Strukturen<br />

handelt, die generell selten sind und auch dann nicht signifikant häufiger werden, wenn die<br />

durchschnittliche Äußerungslänge im Verlauf der sprachlichen Entwicklung ansteigt. Sie<br />

können daher anhand von Spontansprachdaten nur schlecht untersucht werden. Solche Daten<br />

können lediglich für die Analyse frequenter Strukturen eine ausreichende Datenbasis liefern.<br />

Darüber hinaus ist die Interpretation empirischer Befunde aus Spontansprachstudien oft<br />

schwierig (vgl. u.a. Stromswold 1996): Erstens lassen sich für viele Strukturen (z.B. für Satz-<br />

strukturen mit drei Argumenten) keine Kontexte ermitteln, die diese Strukturen zwingend<br />

erforderlich machen, d.h. keine sog. "obligatorischen" Kontexte. Wenn solche Strukturen in<br />

Korpora aus frühen Erwerbsphasen selten oder überhaupt nicht belegt sind, kann dies daran<br />

liegen, daß das untersuchte Kind noch nicht über die grammatischen Elemente oder Prozesse<br />

verfügt, die für die Repräsentation dieser Strukturen erforderlich sind. Die Abwesenheit der<br />

betreffenden Strukturen könnte aber auch durch andere Faktoren bedingt sein, z.B. durch das<br />

Fehlen entsprechender Kontexte, durch fehlendes Wissen über pragmatische Aspekte der<br />

Konstruktion, durch die Seltenheit der betreffenden Strukturen im Input oder durch fehlende<br />

kognitive Kapazitäten für die Verarbeitung dieser Strukturen.<br />

Zweitens läßt sich häufig nicht eindeutig feststellen, ob tatsächlich ein obligatorischer Kon-<br />

text für ein bestimmtes Element vorliegt oder ob ein anderes Element intendiert war. So könnte<br />

die Zweiwortäußerung Susi Huhn einen obligatorischen Kontext für das possessive -s-Affix<br />

enthalten. Diese Äußerung läßt aber selbst in Situationen, in denen es um Susis Anspruch auf<br />

ein Huhn geht, eine Vielzahl von Interpretationen und zielsprachlichen Entsprechungen zu: Das<br />

ist Susis Huhn, Gib Susi das Huhn, Susi will das Huhn, ... .<br />

Insgesamt betrachtet steht man somit vor einem Dilemma, wenn man - wie in der vor-<br />

liegenden Arbeit - den Verlauf des Erwerbs von Phänomenen untersuchen will, die relativ früh,<br />

aber nur selten auftreten: Experimentelle Verfahren, mit deren Hilfe man einzelne Variablen auf<br />

einer robusten Datenbasis analysieren könnte, sind im Rahmen von Längsschnittuntersuchun-<br />

gen mit Kindern der untersuchungsrelevanten Altersstufe nicht anwendbar. Spontansprach-<br />

sprachlichen Kompetenz im analysierten Phänomenbereich. Hinzu kommt, daß es bei solchen<br />

Datenmengen kaum möglich ist, alle Äußerungen zu analysieren und zu kodieren, so daß man sich<br />

auf die Ergebnisse von Computersuchen verlassen muß. Dabei werden unerwartete oder nicht-zielsprachliche<br />

Strukturen leicht übersehen (vgl. u.a. Stromswold 1996).

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