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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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III Die Entwicklung der Nominalphrasenstruktur und -flexion<br />

195<br />

Der Beobachtung eines Sprachorganismus<br />

stellen sich auch im günstigsten Falle die größten<br />

Schwierigkeiten in den Weg. Direkt ist er überhaupt<br />

nicht zu beobachten. Denn er ist ja etwas<br />

unbewußt in der Seele Ruhendes. Er ist immer nur<br />

zu erkennen an seinen Wirkungen, den einzelnen<br />

Akten der Sprechtätigkeit. Erst mit Hilfe von vielen<br />

Schlüsseln kann aus diesem ein Bild von den im<br />

Unbewußten lagernden Vorstellungsmassen<br />

gewonnen werden.<br />

Paul (1920:29)<br />

Aus den Arbeitshypothesen, die ich in Kapitel II.4 aus der Idee des merkmalsbasierten Struk-<br />

turaufbaus abgeleitet habe, lassen sich eine Reihe von Vorhersagen für den Nominalphrasen-<br />

erwerb ableiten. Diese gehen z.T. über die Vorhersagen von kategorienbasierten Struktur-<br />

aufbauansätzen hinaus und kontrastieren mit den Vorhersagen, die sich aus der Hypothese der<br />

vollständigen Kompetenz und aus kategorien- und konzeptbasierten Bootstrappinganalysen<br />

ergeben. Daher möchte ich diese Vorhersagen im folgenden empirisch überprüfen. Den Aus-<br />

gangspunkt hierfür bilden drei Beobachtungen zur frühen deutschen und englischen Kinder-<br />

sprache (vgl. u.a. Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Eisenbeiß 1994a, Müller 1994, 2000,<br />

Müller et al. 2002 bzw. Brown 1973, Radford 1990, Radford/Galasso 1998):<br />

(1) Nominalphrasen in der frühen deutschen und englischen Kindersprache<br />

(a) D-Elemente (Determinierer, Quantoren, Possessivpronomina1 u.a.) sind optional<br />

und treten in komplementärer Distribution mit Adjektiven auf: Es finden sich Kombinationen<br />

von D-Elementen und Nomina sowie Verbindungen von Nomina mit<br />

Adjektiven, aber keine Kombinationen von D-Elementen und Adjektiven.<br />

(b) Die Kasusflexion und die nominalphraseninterne Kongruenzflexion sind nicht zielsprachlich.<br />

Anstelle der zielsprachlich flektierten Formen produzieren Kinder häufig<br />

Formen mit ausgelassener oder inadäquater Flexion (z.B. *zwei huhn, *two car¸<br />

*him go oder *der auto) sowie phonetisch reduzierte Formen von Artikeln (z.B. e<br />

oder de).<br />

(c) In Possessivkonstruktionen wie Leonies Huhn wird die Possessivmarkierung -s<br />

ausgelassen.<br />

1 Possessivpronomina, die mit Artikeln kombiniert werden können, z.B. spanische Possessivpronomina<br />

(el libro mio 'das Buch mein'), sind möglicherweise nicht als D-Elemente zu analysieren, sondern<br />

als Adjektive, die eine Position unterhalb der funktionalen Projektion DP einnehmen. Solche Typen<br />

von Possessivpronomina werden im folgenden nicht dis kutiert.

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