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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Arbeitshypothesen 194<br />

unabhängig von der Instantiierung anderer Merkmale erfolgen kann. Bei Option (iii) kann die<br />

betreffende Spezifikation hingegen nur in Verbindung mit der Instantiierung eines anderen<br />

Merkmals zugewiesen werden. Daraus ergibt sich die Arbeitshypothese, daß Genusdistink-<br />

tionen, die nicht durch die Optionen (i) und (ii) etabliert werden können, erst dann vorgenom-<br />

men werden, wenn das entsprechende relationale oder funktionale Merkmal instantiiert wird. 36<br />

Insgesamt betrachtet involviert der vorgeschlagene merkmals- und formbasierte Ansatz <strong>zum</strong><br />

Bootstrappingproblem somit fünf Arbeitshypothesen, die ich in Kapitel III.3 testen möchte:<br />

- Arbeitshypothese B-I<br />

Kinder erwerben Kasusmarkierungen an Argumenten transitiver und intransitiver Verben<br />

nicht unabhängig voneinander.<br />

- Arbeitshypothese B-II<br />

Kinder beschränken sich beim Einstieg ins Kasussystem nicht auf die Analyse von Kasusmarkierungen<br />

an AGENS-, ACTOR-, PATIENS- oder GOAL-Argumenten.<br />

- Arbeitshypothese B-III<br />

Wenn zwei Formen um eine Trägerelementzelle konkurrieren und nur eine dieser beiden Formen<br />

morphologisch markiert ist, kann der morphologisch markierten Form unabhängig von<br />

Merkmalsspezifikationen anderer Trägerelementzellen eine positive Genusspezifikation zugewiesen<br />

werden.<br />

- Arbeitshypothese B-IV<br />

Wenn konkurrierende Formen in einer Trägerelementzelle ihre Genusspezifikationen aufgrund<br />

der phonologischen oder semantischen Eigenschaften der entsprechenden Nomina erhalten<br />

können, kann dies unabhängig von Merkmalsspezifikationen anderer Trägerelementzellen<br />

erfolgen.<br />

- Arbeitshypothese B-V<br />

Wenn eine positive Genusspezifikation erforderlich ist, um eine Trägerelementform auf einen<br />

bestimmten Kasus- oder Numeruskontext einzuschränken, muß zu ihrer Instantiierung nicht<br />

nur die betreffende Trägerelementzelle selbst, sondern auch die benachbarte Zelle mit der<br />

entsprechenden Kasus- oder Numerusspezifikation aufgebaut werden.<br />

36 Diese Arbeitshypothesen stehen somit - ebenso wie die Arbeitshypothese O-I - im Widerspruch zu<br />

der in einigen Studien vertretenen Auffassung, daß Kinder die Genusdistinktionen in Nom.Sg.-<br />

Kontexten unabhängig und vor der Etablierung sämtlicher anderer Distinktionen erwerben (vgl. z.B.<br />

Reiß-Held 1999). Diese Hypothesen stellen vielmehr eine Weiterentwicklung der Annahme dar, daß<br />

der Erwerb von Genusdistinktionen im Zusammenhang mit der Etablierung anderer Distinktionen<br />

erfolgt (vgl. u.a. Wegener 1995).

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