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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Einleitung 5<br />

Wenn man durch Spracherwerbsstudien Evidenz für die frühe Verfügbarkeit von for-<br />

malen Prinzipien und die anfängliche Unterspezifikation von grammatischen Repräsen-<br />

tationen erbringen kann - und dazu soll im folgenden ein Beitrag geleistet werden - hat<br />

dies auch Implikationen für das Verhältnis von Spracherwerbsforschung und theoreti-<br />

scher Linguistik: Wie ich in Kapitel I.6 noch näher erläutern werde, sind Sprach-<br />

erwerbsbefunde nämlich gerade dann besonders interessant für die linguistische<br />

Theoriebildung, wenn die strukturellen Repräsentationen, die Kinder im Verlauf ihrer<br />

sprachlichen Entwicklung erzeugen, noch nicht denen der Erwachsenensprache ent-<br />

sprechen. Dann liefern Kindersprachdaten nämlich einen Typ von Evidenz, den die ent-<br />

sprechende Zielsprache nicht bereitstellt. Umgekehrt ist die Bedeutung der Grammatik-<br />

theorie für die Erwerbsforschung maximal, wenn für sprachliche Wissenssysteme von<br />

Anfang an dieselben formalen Prinzipien gelten wie für Erwachsenensprachen und man<br />

Beschränkungen des Hypothesenraums spracherwerbender Kinder auf diese Prinzipien<br />

zurückführen kann.<br />

Wenn es sich bei den angenommenen Prinzipien dabei nicht um rein sprachliche<br />

Prinzipien handelt, sondern um generellere formale Prinzipien der menschlichen Kogni-<br />

tion, sind die Ergebnisse der Kooperation zwischen theoretischer Linguistik und<br />

Spracherwerbsforschung darüber hinaus auch für die Entwicklungspsychologie<br />

relevant, die nach generellen kognitiven Prinzipien sucht, die der Entwicklung von<br />

mentalen Repräsentationen zugrunde liegen.<br />

Bislang hat man sich im Rahmen von minimalistischen linguistischen Modellen und<br />

den an ihnen orientierten Spracherwerbsansätzen v.a. mit dem logischen Problem und<br />

dem Entwicklungsproblem auseinandergesetzt und sowohl das Bootstrappingproblem<br />

als auch das Ordnungsproblem weitestgehend vernachlässigt (vgl. z.B. die Beiträge in<br />

den Sammelbänden von Clahsen 1996, Friedemann/Rizzi 2000). Außerdem gibt es zwar<br />

mittlerweile in merkmalsbasierten minimalistischen Ansätzen einen gewissen Konsens<br />

darüber, daß grammatische Repräsentationen in der frühen Zwei-Wort-Phase noch<br />

unterspezifiziert sein können, d.h. nicht alle Merkmalsspezifikationen aufweisen, die in<br />

einer entsprechenden Erwachsenenäußerung erforderlich wären (vgl. Kapitel I.7.2).<br />

Über den Charakter dieser Unterspezifikation konnte bislang aber noch keine Einigkeit<br />

erzielt werden. Insbesondere ist umstritten, ob bestimmte Merkmale zu Beginn der<br />

grammatischen Entwicklung überhaupt noch nicht syntaktisch aktiv sind (vgl. u.a.<br />

Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996, Roeper 1996) - oder ob sie bereits instantiiert, aber

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