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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Arbeitshypothesen 192<br />

in ihren Output-, oder aber in ihren Inputspezifikationen unterscheiden - und nach entspre-<br />

chenden Distinktionen suchen.<br />

Die Vorzüge einer merkmalsbasierten Analyse gegenüber einer kategorienbasierten Ana-<br />

lyse haben sich dabei am deutlichsten bei Erklärungen des Kasuserwerbs gezeigt. In Pinkers<br />

(1984, 1989) kategorienbasierten Analysen fehlen nämlich Konzepte oder Merkmale, mit<br />

denen man erfassen könnte, daß Argumente intransitiver Verben bei der Kasusmarkierung<br />

sowohl mit dem AGENS als auch mit dem PATIENS transitiver Verben natürliche Klassen<br />

bilden können, die sich durch eine einheitliche Kasusmarkierung auszeichnen (Nominativ bzw.<br />

Absolutiv). Dementsprechend läßt sich keine konzeptuelle Basis für den Erwerb von Kasus-<br />

markierungen für diese Argumentklassen angeben. Pinker muß daher annehmen, daß Kinder<br />

die Kasusmarkierungen für die drei Argumenttypen getrennt erwerben und miteinander ver-<br />

gleichen müssen.<br />

Um diese Probleme zu vermeiden, habe ich in Kapitel II.3.5 eine merkmalsbasierte Erklä-<br />

rung des Kasuserwerbs vorgeschlagen. Diese beruht auf der Annahme, daß Kinder ermitteln<br />

können, welche Ereignispartizipanten Kontrolle über das betreffende Ereignis ausüben und<br />

welche asymmetrischen Abhängigkeitsbeziehungen zwischen diesen Partizipanten bestehen.<br />

Dies sollte ihnen den Aufbau semantischer Repräsentationen ermöglichen, bei denen die einzel-<br />

nen Argumente für das Merkmal [±c(ontrol)] spezifiziert sind, das die Kasusdistribution in<br />

Aktiv/Inaktivsprachen regelt. Zugleich erlaubt es das Relationserhaltungsprinzip, die ermittelten<br />

Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Ereignispartizipanten auf die Hierarchie von Argumenten<br />

in solchen semantischen Repräsentationen abzubilden. Wie in Kapitel II.3.5 erläutert, läßt sich<br />

diese Argumenthierarchie durch die beiden Merkmale [±h(igher)r(ole)] und [±l(ower)r(ole)]<br />

erfassen. Mit diesen beiden Merkmalen kann man zugleich die Klassen von Argumenten<br />

charakterisieren, die bei der Kasusmarkierung zu beobachten sind: Zum einen lassen sich<br />

akkusativisch markierte [+hr]-Argumente von nominativisch markierten [-hr]-Argumenten<br />

abgrenzen; <strong>zum</strong> anderen kann man [+lr]-Argumente, die andere Argumente dominieren und<br />

eine Ergativmarkierung haben, von [-lr]-Argumenten unterscheiden, die Absolutivmarkie-<br />

rungen aufweisen. Dementsprechend können Kinder auf der Basis von semantischen Reprä-<br />

sentationen mit [±hr]-, [±lr]- und [±c]-Spezifikationen ohne weitere Zusatzstrategien die ziel-<br />

sprachlichen Kasusmarkierungen und ihre jeweiligen Spezifikationen erwerben. Dazu müssen<br />

sie lediglich feststellen, ob das Auftreten der einzelnen Kasusmarkierungen mit dem Vorliegen

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