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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Arbeitshypothesen 191<br />

nicht vor der Etablierung der Nominativ/Akkusativ- bzw. Absolutiv/Ergativdistinktion erwor-<br />

ben werden - und zwar auch dann nicht, wenn Dativmarkierungen im Input relativ häufig<br />

vorkommen. Damit ergeben sich aus der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus drei<br />

Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Ordnungsproblem, die in Kapitel III.3 empirisch überprüfen werden<br />

sollen:<br />

- Arbeitshypothese O-I<br />

Genusdistinktionen werden erst dann etabliert, wenn Kinder beim Aufbau von morphologischen<br />

Paradigmen für die Trägerelemente von Genusmerkmalen auf zwei konkurrierende<br />

Formen stoßen.<br />

- Arbeitshypothese O-II<br />

Der Dativ ist der Defaultkasus für das mittlere Argument dreiwertiger Verben.<br />

- Arbeitshypothese O-III<br />

Zum Dativerwerb sind Inputdaten mit dreiwertigen Verben und ihren Argumenten erforderlich.<br />

Diese liefern zugleich Evidenz für die Nominativ/Akkusativ- bzw. Absolutiv/Ergativdistinktion.<br />

Zum Erwerb dieser Distinktionen genügen hingegen Inputdaten mit transitiven und<br />

intransitiven Verben und ihren Argumenten, die nicht <strong>zum</strong> Dativerwerb beitragen.<br />

ad (iv) Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Bootstrappingproblem<br />

Die Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Bootstrappingproblem, die ich in den vorangegangenen Kapiteln<br />

entwickelt habe, beruhen auf der Annahme von Pinker (1984, 1989), daß Beziehungen zwi-<br />

schen konzeptuellen und morpho-syntaktischen Repräsentationen eine zentrale Rolle beim Ein-<br />

stieg ins zielsprachliche grammatische System spielen. Im folgenden sollen aber weder angebo-<br />

rene Verbindungen zwischen grammatischen Kategorien und grammatikalisierbaren Konzepten<br />

noch angeborene Abbildungs- und Kasusmarkierungsregeln postuliert werden. Außerdem soll<br />

kein konzeptbasierter Ansatz vertreten werden, dem zufolge Kinder von Konzepten ausgehen<br />

und im Input nach Realisierungen der korrespondierenden grammatischen Kategorien suchen.<br />

Vielmehr liegt den folgenden <strong>Untersuchung</strong>en ein minimalistischer, merkmals- und form-<br />

basierter Ansatz zugrunde, bei dem das Relationserhaltungsprinzip die einzige Beschränkung<br />

für Abbildungen zwischen konzeptuellen, semantischen und morpho-syntaktischen Repräsen-<br />

tationen ist. Insbesondere habe ich dafür argumentiert, daß Kinder die zielsprachlichen Merk-<br />

malsspezifikationen instantiieren, wenn sie bei der Inputanalyse auf minimale Formkontraste<br />

stoßen, die auf das Vorliegen unterschiedlicher Operationen schließen lassen. Dann müssen sie<br />

nämlich dem Spezifizitätsprinzip zufolge davon ausgehen, daß diese Operationen sich entweder

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