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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Arbeitshypothesen 190<br />

Diese Annahme bedarf der empirischen Überprüfung, da sie eine wichtige Rolle in der<br />

Diskussion um Erwerbsreihenfolgen im natürlichen Erstspracherwerb spielt und Implikationen<br />

für die Vermittlung des Genussystems im Fremdsprachunterricht hat. So argumentiert z.B.<br />

Wegener (1995) dafür, daß Genusdistinktionen beim Erstspracherwerb im Zusammenhang mit<br />

Numerus- und Kasusdistinktionen erworben werden und daher auch im Deutschunterricht ent-<br />

sprechend dargeboten werden sollten. Reiß-Held (1999) geht hingegen von der Auffassung<br />

aus, daß <strong>zum</strong>indest deutsche Kinder die Nom.Sg.-Formen von Determinierern unabhängig von<br />

Kasus- und Numerusdistinktionen erwerben - und daß es daher im Deutschunterricht z.B. zu<br />

vermeiden sei, Fremdsprachlerner vor der Etablierung von Genusdistinktionen mit Kasus-<br />

distinktionen zu konfrontieren.<br />

Die zweite Arbeitshypothese <strong>zum</strong> Ordnungsproblem basiert auf der Überlegung, daß der<br />

Dativ der Defaultkasus für das mittlere Argument dreiwertiger Verben ist und in seinen Merk-<br />

malsspezifikationen mit diesem Argument übereinstimmt. Die Annahme, daß Dativmarkie-<br />

rungen am mittleren Argument dreiwertiger Verben prädiktable Defaultmarkierungen sind, liegt<br />

zwar einer Reihe von kasustheoretischen <strong>Untersuchung</strong>en zugrunde - vgl. u.a. Jakobson<br />

(1936/1971) für das Russische, Czepluch (1988), Wegener (1990, 1991), Fanselow (1992b)<br />

sowie Wunderlich (1997) für das Deutsche, 35 Gamerschlag (1996) für das Japanische sowie<br />

Joppen und Wunderlich (1995) und Joppen (2001) für das Baskische - sie ist aber nicht<br />

unumstritten. So verzichten z.B. Haider (1985, 1993b), Haegeman (1991) sowie Heinz und<br />

Matiasek (1994) in ihren Analysen <strong>zum</strong> Deutschen auf die Verwendung von Defaultdativ-<br />

markierungen. Die Annahme, daß der Dativ der Defaultkasus für das mittlere Argument drei-<br />

wertiger Verben ist und in seinen Merkmalsspezifikationen mit diesem Argument überein-<br />

stimmt, bedarf daher noch der empirischen Überprüfung.<br />

Wenn diese Hypothese zutrifft, sollten Kinder Dativmarkierungen nur auf der Basis von<br />

Inputäußerungen mit dreiwertigen Verben erwerben können, bei denen all diese Argumente<br />

auch overt realisiert sind. Wie in Kapitel II.3.5 erläutert, können diese Äußerungen aber auch<br />

Evidenz für die Akkusativ/Ergativdistinktion liefern. Inputäußerungen mit transitiven und intran-<br />

sitiven Verben, die für den Erwerb der Akkusativ/Ergativdistinktion ausreichend sind, können<br />

hingegen nicht <strong>zum</strong> Erwerb von Dativmarkierungen beitragen. Daher sollten Dativmarkierungen<br />

35 Vgl. auch Gallmann (1992), G. Müller (1995), Schmidt (1995), Sabel (2002) .

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