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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Arbeitshypothesen 189<br />

lassen sich aus der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus somit fünf Arbeitshypothesen<br />

<strong>zum</strong> Entwicklungsproblem ableiten, die ich in Kapitel III testen möchte:<br />

- Arbeitshypothese E-I<br />

Die angenommenen Metaprinzipien werden zu keinem Zeitpunkt im Erwerbsverlauf verletzt.<br />

- Arbeitshypothese E-II<br />

Die von Kindern im Erwerbsverlauf erzeugten Repräsentationen können anfangs noch unterspezifiziert<br />

sein - d.h. noch nicht alle Merkmalsspezifikationen der Zielsprache aufweisen.<br />

- Arbeitshypothese E-III<br />

Die Lexikoneinträge für funktionale Elemente müssen nicht <strong>zum</strong> selben Zeitpunkt erworben<br />

werden und können unabhängig voneinander projizieren.<br />

- Arbeitshypothese E-IV<br />

Die zielsprachlichen Merkmalsspezifikationen können zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />

instantiiert und in Lexikoneinträge für die entsprechenden Formen integriert werden.<br />

- Arbeitshypothese E-V<br />

Kinder integrieren Merkmale zuerst in Lexikoneinträge für flektierte Vollformen und<br />

schaffen erst später auf der Basis solcher Vollformeinträge dekomponierte Einträge für<br />

Stämme und Affixe.<br />

ad (iii) Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Ordnungsproblem<br />

Die Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Ordnungsproblem, die ich in Kapitel III testen möchte, beruhen<br />

auf der Annahme, daß der Hypothesenraum spracherwerbender Kinder intern strukturiert ist,<br />

so daß nicht zu jedem Zeitpunkt und in jedem Kontext alle potentiellen Merkmalsspezifika-<br />

tionen berücksichtigt werden müssen. Dabei gehe ich davon aus, daß die Reihenfolge, in der<br />

Kinder Hypothesen über die Merkmalsspezifikationen ihrer Zielsprache testen, durch Implika-<br />

tionsbeziehungen zwischen Merkmalsinstantiierungsprozessen sowie durch die Zugänglichkeit<br />

von Inputdaten beschränkt ist.<br />

Die erste Arbeitshypothese ergibt sich aus der Überlegung, daß Kinder Genusmerkmale<br />

instantiieren, wenn sie beim Paradigmenaufbau auf Formdistinktionen stoßen, die nicht aus<br />

Unterschieden in den Outputspezifikationen der kontrastieren Formen abgeleitet werden kön-<br />

nen. Aus dieser Annahme folgt nämlich, daß Kinder Genusmerkmale erst dann etablieren,<br />

wenn sie beginnen, auf der Basis von relationalen und funktionalen Merkmalsspezifikationen<br />

morphologische Paradigmen für die Trägerelemente von Genusmerkmalen aufzubauen. So<br />

sollten Kinder beim Erwerb des Deutschen vor dem Auftreten der ersten Numerus- oder<br />

Kasusdistinktionen keine Genusdistinktionen machen.

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