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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Arbeitshypothesen 188<br />

I.7. erläutert habe, ermöglicht diese Annahme unter anderem eine Erklärung für die Beobach-<br />

tung, daß deutsche Kinder die V2-Stellung bereits relativ früh beherrschen, aber erst relativ<br />

spät overte W-Elemente in SpecCP gebrauchen (vgl. u.a. Clahsen/Penke/Parodi 1993,<br />

Clahsen/Kursawe/Penke 1996, Penke 2001). Diese Beobachtung ließe sich nämlich durch die<br />

Annahme erfassen, daß die Finitheitsmerkmale in C, die für die V2-Stellung verantwortlich<br />

sind, vor den W-Merkmalen in C instantiiert werden (vgl. u.a. Clahsen/Penke/Parodi 1993,<br />

Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996). Die Position, in die finite Verben bewegt werden, entspricht<br />

demnach nicht der zielsprachlichen C 0 -Position, sondern ist im Vergleich zu dieser unterspezi-<br />

fiziert.<br />

Drittens nehme ich, wie in Kapitel II.1.2 erläutert, im Anschluß an Pinker (1984, 1999) an,<br />

daß Kinder anfangs zunächst wortformspezifische Lexikoneinträge für einzelne Flexionsformen<br />

schaffen und erst später dekomponierte Repräsentationen für Stämme und Affixe aufbauen.<br />

Wenn dies der Fall ist, sollten Kinder eine Phase durchlaufen, in der sie zwar über einige Voll-<br />

formeinträge mit Spezifikationen für ein Merkmal M1 verfügen, aber noch keinen separaten<br />

Affixeintrag mit einer Spezifikation für M1 haben. So könnte ein Kind auf der Basis des Kon-<br />

trastes zwischen die Kameras und die Kamera einen Lexikoneintrag für Kameras schaffen,<br />

der eine [+PL]-Spezifikation beinhaltet und mit dem Lexikoneintrag für Kamera kontrastiert,<br />

der in bezug auf NUMERUS unterspezifiziert ist. In dieser Phase sollte das betreffende Kind<br />

nur für diejenigen Lexeme Formen mit der entsprechenden Markierung produzieren, für die es<br />

entsprechend spezifizierte Vollformeinträge aufgebaut hat. Die overte Realisierung des Merk-<br />

mals M1 sollte somit lexikalischen Beschränkungen unterliegen. Dementsprechend würde ein<br />

Satz mit der Form Kameras ein Pluralmerkmal und eine korrespondierende funktionale<br />

Projektion involvieren. Solange das Kind für andere Nomina noch nicht über eine entspre-<br />

chend spezifizierte Form verfügt, könnten Sätze mit diesen Nomina keine Projektion des<br />

Pluralmerkmals enthalten. <strong>Eine</strong> generelle Pluralmarkierung wäre erst möglich, wenn das Kind<br />

einen Lexikoneintrag für eine Defaultpluralmarkierung aufgebaut hat, mit dessen Hilfe es für<br />

jedes beliebige Nomen eine Form mit Pluralmarkierung bilden kann. 34 Bis zu diesem Zeitpunkt<br />

sollte das Auftreten von Pluralmarkierungen lexikalisch beschränkt sein. Insgesamt betrachtet<br />

34 Vgl. Kapitel III.3 für eine ausführlichere Diskussion, die auch andere Pluralaffixe berücksichtigt.

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