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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Einleitung 4<br />

Konflikt zwischen der Suche nach universellen Prinzipien und den Bemühungen um<br />

möglichst differenzierte Einzelsprachbeschreibungen zu lösen, indem man - anders als<br />

in früheren generativen Modellen - nicht mehr eine Vielzahl konstruktionsspezifischer<br />

Regeln postuliert (z.B. Passivregel, Fragesatzregel, …), um die grammatischen Charak-<br />

teristika der einzelnen natürlichen Sprachen zu erfassen. Vielmehr führt man universelle<br />

sprachliche Gesetzmäßigkeiten auf eine kleine Menge sehr genereller angeborener Prin-<br />

zipien zurück. Hierzu gehören u.a. Ökonomieprinzipien, denen zufolge stets nur die<br />

kleinsten syntaktischen Strukturen aufgebaut werden, die erforderlich sind, um das ver-<br />

wendete lexikalische Material zu repräsentieren und die entsprechenden grammatischen<br />

Forderungen zu erfüllen (vgl. u.a. Chomsky 1995, Wilder/ Gärtner/Bierwisch 1997).<br />

Zugleich bemüht man sich darum, zu differenzierten Beschreibungen einzelsprach-<br />

licher Systeme zu gelangen, indem man Unterschiede zwischen den einzelnen Sprachen<br />

auf Unterschiede in den grammatischen Merkmalen zurückführt, die in diesen Sprachen<br />

jeweils syntaktisch aktiv sind. So kann man z.B. die Verbzweitstellung in Sprachen wie<br />

dem Deutschen erfassen, indem man bewegungsauslösende Merkmalsspezifikationen<br />

für finite Verben annimmt, die bewirken, daß diese Verben stets in die zweite Position<br />

im Satz bewegt werden (vgl. Platzack/Holmberg 1989).<br />

Wenn man von einer solchen Unterscheidung zwischen universellen Prinzipien und<br />

einzelsprachlichen Merkmalsspezifikationen ausgeht, kann man auch den widerstreiten-<br />

den Tendenzen innerhalb der Spracherwerbsforschung gerecht werden: Auf der einen<br />

Seite kann man die Gemeinsamkeiten zwischen Kinder- und Erwachsenensprache durch<br />

die Annahme erklären, daß Kinder im Entwicklungsverlauf nur Repräsentationen erzeu-<br />

gen, die den angenommenen universellen Prinzipien unterliegen (Pinker 1984, Crain<br />

1991). Auf der anderen Seite kann man den Abweichungen von der Zielsprache Rech-<br />

nung tragen, wenn man davon ausgeht, daß die Merkmalsspezifikationen, in denen sich<br />

die einzelnen Sprachen voneinander unterscheiden, auf der Basis von Inputdaten erwor-<br />

ben werden müssen (vgl. u.a. Wexler 1994, 1999, Hoekstra/Hyams 1995, 1996, 1998,<br />

Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996, Roeper 1996). Dann könnte es nämlich vorkommen,<br />

daß noch nicht alle grammatischen Merkmale der Zielsprache von Anfang an in jeder<br />

Äußerung syntaktisch aktiv sind, d.h. die entsprechenden syntaktischen oder morpholo-<br />

gischen Operationen bewirken, die in der Zielsprache durch die betreffenden Merkmals-<br />

spezifikationen ausgelöst werden.

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