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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 183<br />

(33)<br />

-PL<br />

-FEM +FEM<br />

+PL<br />

NOM mein mein-e mein-e<br />

Aus diesen Überlegungen folgt allerdings nicht, daß Nomina, die mit morphologisch un-<br />

markierten Trägerelementformen kongruieren, prinzipiell keine positiven Genusspezifikationen<br />

aufweisen können. So haben z.B. Maskulina im Deutschen das Merkmal [+MASK], können<br />

aber mit der unmarkierten Form mein kombiniert werden. Aus dem Verzicht auf Nullmarkie-<br />

rungen und der Idee der radikalen Unterspezifikation ergibt sich lediglich, daß das Merkmal<br />

[±MASK] nicht auf der Basis des Kontrastes zwischen den Formen mein und meine instan-<br />

tiiert werden kann. Es muß daher auf der Grundlage anderer Informationen etabliert werden.<br />

Solche Informationen liegen z.B. vor, wenn nur bei einer der kontrastierenden Nominal-<br />

klassen ein Formkontrast zwischen Trägerelementformen zu beobachten ist, der mit Unter-<br />

schieden in funktionalen oder relationalen Merkmalsspezifikationen einhergeht. Dies ist bei-<br />

spielsweise bei Possessivpronomina der Fall, die nur für Maskulina einen Nominativ/Akku-<br />

sativkontrast zeigen (vgl. (34)). Wenn man diese Kasusdistinktion erfassen will, muß man eine<br />

[+hr]-Spezifikation in den Lexikoneintrag für -en integrieren. Durch diese Spezifikation erhält<br />

die Form meinen in Akkusativkontexten den Vorrang vor der unterspezifizierten Form mein.<br />

Damit -en nicht auf Akk.Neut.Sg.- und Akk.Fem.Sg.-Kontexte übergeneralisiert wird, muß<br />

man den Anwendungsbereich dieses Affixes durch eine entsprechende Inputspezifikation auf<br />

Maskulina beschränken. Dabei muß es sich dem Konzept der radikalen Unterspezifikation<br />

gemäß um eine positive Spezifikation handeln. Somit erzwingt der auf Maskulina beschränkte<br />

Kasuskontrast die Instantiierung einer [+MASK]-Spezifikation, die als Inputspezifikation für<br />

die Trägerelementendung -en fungieren kann. 33<br />

Geschlecht - wie bereits diskutiert - bei der Etablierung dieses Merkmals irrelevant ist und nur bei<br />

der Zuweisung eines Genusmerkmals an ein unbekanntes Nomen eine Rolle spielt.<br />

33 Diese Überlegungen zeigen, daß Synkretismen, die man als Erschwernis beim Flexionserwerb ansehen<br />

könnte, durchaus eine Funktion beim Erwerb von Flexionssystemen und ihren Merkmals -<br />

spezifikationen haben können. In (34) wäre es nicht möglich, mit den vorgeschlagenen Mechanismen<br />

das Merkmal [±MASK] zu instantiieren, wenn bei allen drei Genera eine Nominativ/Akkusativdistinktion<br />

zu beobachten wäre.

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