25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 182<br />

charakterisiert ist, eine positive Genusspezifikation erhalten, die als Inputbeschränkung für die<br />

entsprechenden Trägerelementformen fungieren kann. 31<br />

Zweitens können Kinder ein Genusmerkmal etablieren, wenn sämtliche Nomina, die mit<br />

einer bestimmten Trägerelementform kongruieren, einer einheitlichen semantischen Klasse zu-<br />

zuordnen sind, während die übrigen Nominalklassen keine einheitliche Semantik aufweisen.<br />

Ein solcher Fall läge z.B. vor, wenn bestimmte Trägerelementformen auf Nomina beschränkt<br />

sind, die auf Personen ([+HUMAN]) referieren, während die übrigen Trägerelementformen<br />

bei Nomina vorkommen, die sich beispielsweise auf Tiere, Artefakte oder unbelebte Natur-<br />

gegenstände beziehen.<br />

Neben den Eigenschaften der Nomina können auch die morpho-phonologischen Repräsen-<br />

tationen der Trägerelementformen bei der Etablierung von Genusdistinktionen eine Rolle spie-<br />

len. Dies ergibt sich aus dem Verzicht auf die Annahme von Nullmarkierungen und der Idee<br />

der radikalen Unterspezifikation: Wenn es keine Einträge für Nullaffixe gibt, in die Spezifika-<br />

tionen aufgenommen werden könnten, müssen diese Spezifikationen nämlich in Einträge für<br />

overte Affixe eingetragen werden. Dementsprechend können nur morphologisch markierte<br />

Trägerelementformen Genusspezifikationen erhalten. Dabei muß es sich der Idee der radikalen<br />

Unterspezifikation gemäß um eine positive Spezifikation handeln, da bei radikaler Unterspezifi-<br />

kation nur dieser Typ von Spezifikationen in Lexikoneinträge integriert werden kann. Wenn<br />

eine morphologisch unmarkierte und eine morphologisch markierte Trägerelementform um eine<br />

Trägerelementzelle konkurrieren, kann daher nur der morphologisch markierten Form bzw.<br />

deren Affix eine positive Spezifikation zugewiesen werden. So erhält z.B. die Form meine<br />

(bzw. das Affix -e), die in der Singularzelle des Teilparadigmas in (33) mit der unflektierten<br />

Form mein konkurriert, eine positive Genusspezifikation ([+FEM]); die unmarkierte Träger-<br />

elementform mein bleibt unterspezifiziert. 32<br />

31 Bei diesem Beispiel besteht nur bei einer spezifischen Klasse von Nomina eine Implikationsbeziehung<br />

zwischen dem Auftreten einer Trägerelementform und dem Vorliegen einer bestimmten<br />

phonologischen Eigenschaft. Wenn bei mehr als einer Nominalklasse eine solche Beziehung besteht,<br />

kann man hingegen keine Entscheidungen über Genusspezifikationen vornehmen. So reichen<br />

bei einem System mit Feminina auf -a und Maskulina auf -u die phonologischen Eigenschaften der<br />

Nomina nicht aus, um zu entscheiden, welche der beiden Klassen von Nomina - die Feminina auf -a<br />

oder die Maskulina auf -u - eine positive Spezifikation aufweist. Hierfür sind zusätzliche Informationen<br />

erforderlich - z.B. die im folgenden diskutierten Eigenschaften von Trägerelementformen.<br />

32 Ich habe in (33) der Einfachheit halber das traditionelle Ge nusmerkmal [±FEM] verwendet, obwohl<br />

der durch dieses Merkmal angedeutete Zusammenhang zwischen Genus und natürlichem

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!