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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 178<br />

Akkusativmarkierungen blockieren. Erworben werden könnten solche Inputbedingungen,<br />

wenn Kinder am höchsten Argument transitiver Verben ([-hr,+lr]) sowohl Nominativ- als auch<br />

Ergativmarkierungen vorfinden. Dann sollte das Spezifizitätsprinzip sie dazu zwingen, nach<br />

Unterschieden im Anwendungsbereich dieser beiden Kasusmarkierungen zu suchen. 29<br />

Insgesamt betrachtet erlaubt der vorgeschlagene minimalistische, merkmals- und form-<br />

basierte Ansatz somit eine Erklärung des Erwerbs typologisch sehr unterschiedlicher Kasus-<br />

systeme, die ohne die Annahme zusätzlicher Lernstrategien auskommt. Ob ein solcher Ansatz<br />

auch die empirischen Befunde <strong>zum</strong> Kasuserwerb besser erfassen kann als ein kategorien- und<br />

konzeptbasierter Ansatz <strong>zum</strong> Bootstrappingproblem, werde ich in Kapitel III.3 untersuchen.<br />

3.6 Formale Merkmale<br />

Lexikalische Elemente verfügen nicht nur über kategoriale Eigenschaften, referentielle Argu-<br />

mente und DP-Argumente, die lizensiert werden müssen; sie weisen auch formale Eigenschaf-<br />

ten auf. Insbesondere lassen sich Nomina in vielen Sprachen einzelnen Formklassen zuordnen,<br />

die jeweils mit bestimmten Formen von Artikeln, Modifikatoren oder Verben kongruieren.<br />

Dabei weisen indogermanische Sprachen charakteristischerweise Systeme mit zwei bis drei<br />

Genera auf, während man in vielen afrikanischen Sprachen komplexere Nominalklassen-<br />

systeme beobachten kann. Für beide Typen von Systemen werde ich im Anschluß an Corbett<br />

(1991) den Terminus "Genus" verwenden. Die Unterscheidung zwischen den verschiedenen<br />

Genera bzw. Nominalklassen geht zwar häufig mit bestimmten semantischen Distinktionen ein-<br />

her (z.B. mit Unterschieden in bezug auf das natürliche Geschlecht oder mit Belebtheitsunter-<br />

schieden); sie beruht aber sowohl bei Genus- als auch bei Nominalklassensystemen letztlich<br />

allein auf dem Kongruenzverhalten der betreffenden Nomina (Hockett 1958, Corbett 1991):<br />

Zwei Nomina A und B weisen dasselbe Genus auf, wenn das Nomen A in jedem morpho-<br />

syntaktischen Kontext und bei jedem mit ihm kongruierenden lexikalischen Element dieselbe<br />

Kongruenzmarkierung bewirkt wie das Nomen B.<br />

29 Vgl. Kapitel IV.1 für eine Diskussion über Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Merkmals spezifikationen,<br />

die den Hypothesenraum von Kindern bei der Suche nach Anwendungsbereichen für<br />

Kasusmarkierungen beschränken.

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