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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 175<br />

Markierung von Abhängigkeitsbeziehungen zwischen den einzelnen Ereignispartizipanten<br />

ergibt. 25<br />

Die vorliegenden sprachvergleichenden Studien sprechen allerdings dafür, daß die Wahl<br />

einer Aktiv- oder Inaktivmarkierung für Argumente intransitiver Verben sich am besten auf der<br />

Basis der Kontrolleigenschaften des betreffenden Partizipanten vorhersagen läßt (für einen<br />

Überblick vgl. u.a. Lehmann 1991, Primus 1998, 1999, Stiebels 2002). Daher werde ich im<br />

folgenden von einer Prädisposition dafür sprechen, die Kontrolleigenschaften von Ereignis-<br />

partizipanten zu grammatikalisieren und die entsprechenden Argumente mit dem Merkmal<br />

[±c(ontrol)] zu spezifizieren. Dabei schreibe ich einem Partizipanten P1 Kontrolle über das<br />

betreffende Ereignis E1 zu, wenn man ihn als verantwortlich für E1 ansehen kann. Dies ist der<br />

Fall, wenn P1 bzw. P2 dieses Ereignis initiiert oder aufrechterhalten haben oder wenn es in der<br />

Macht von P1 bzw. P2 liegt, das Ereignis zu beenden bzw. zu verhindern (vgl. u.a. Givón 1975,<br />

Seiler 1984, Lehmann 1991, Primus 1998). Dazu muß P1 in E1 involviert und aktiv sein und<br />

<strong>zum</strong>indest im metaphorischen Sinne als belebt konstruiert werden (Primus 1998). Dies erklärt,<br />

warum das Auftreten von Aktivmarkierungen nicht nur die Kontrolle des entsprechenden Par-<br />

tizipanten über das betreffende Ereignis impliziert, sondern auch seine Aktivität, Agentivität<br />

und Belebtheit. Wenn man eine Prädisposition dafür annimmt, die Abhängigkeitsbeziehungen<br />

zwischen Ereignispartizipanten und ihre jeweiligen Kontrolleigenschaften zu grammatikalisieren,<br />

kann man die Kasusdistribution in den drei in (31) dargestellten Systemen somit mit den<br />

Merkmalen [±hr], [±lr] und [±c] erfassen: 26<br />

25 Neben den Kontrolleigenschaften der Ereignis partizipanten und den Abhängigkeitsbeziehungen<br />

zwischen ihnen spielen in einigen Sprachen auch aspektuelle Informationen bei der Distribution<br />

von Kasusmarkierungen eine zentrale Rolle (vgl. Mithun 1991). Auf solche Faktoren werde ich am<br />

Ende dieses Kapitels bei der Diskussion um inventarbedingte Aufspaltungen von Kasussystemen<br />

eingehen.<br />

26 Die Merkmale [±hr] und [±lr] auf der einen Seite und [±c] auf der anderen Seite sind nicht aufeinander<br />

reduzierbar, aber auch nicht unabhängig voneinander (vgl. z.B. Seiler 1984, Lehmann 1991,<br />

Primus 1998, 1999). Insbesondere kann ein Partizipant P1 nur dann einen anderen Partizipanten P2<br />

dominieren, wenn P1 Kontrolle über die Situation hat, in der sich P1 und P2 befinden. Dementsprechend<br />

sind [+lr]-Argumente stets auch für [+c] spezifiziert. Daher könnte es sein, daß Kinder bei<br />

Ergativ- und Dativmarkierungen zusätzlich zur [+lr]-Spezifikation noch eine [+c]-Spezifikation<br />

vornehmen. Ob dies der Fall ist, läßt sich anhand der im folgenden diskutierten empirischen<br />

Befunde nicht entscheiden.

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