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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 174<br />

spezifizierten Nominativ- und Absolutivmarkierungen. Daher werden Akkusativmarkierungen<br />

und Ergativmarkierungen denjenigen Argumenten zugewiesen, die mit ihrer [+hr]- bzw. [+lr]-<br />

Spezifikation vereinbar sind, d.h. dem niedrigsten bzw. höchsten Argument. Das jeweils ver-<br />

bleibende Argument, für das in dem betreffenden Kasussystem keine Markierung mit einer<br />

kompatiblen positiven Merkmalsspezifikation verfügbar ist, wird dann jeweils nominativisch<br />

bzw. absolutivisch markiert. In einem Akkusativsystem ist dies das höchste Argument, in<br />

einem Ergativsystem das niedrigste Argument. Die diskutierte merkmalsbasierte Analyse<br />

kommt somit nicht nur mit minimalen Annahmen zu angeborenen Universalien aus; sie ermög-<br />

licht auch eine Erklärung des Erwerbs der Akkusativ/Ergativdistinktion, die ohne Zusatzstrate-<br />

gien oder die Unterscheidung zwischen semantischem Bootstrapping und distributionellem<br />

Lernen auskommt.<br />

ad (ii) Die Kontrolleigenschaften von Ereignispartizipanten<br />

Die beiden Merkmale [±hr] und [±lr] reichen allerdings nicht aus, um die Distribution von<br />

Kasusmarkierungen in den Kasussystemen natürlicher Sprachen zu erfassen. Insbesondere<br />

lassen sich mit Hilfe dieser Merkmale keine Aktiv/Inaktivsysteme beschreiben. Bei diesen<br />

Kasussystemen, die in vielen karibischen Sprachen zu beobachten sind, tragen AGENS-Argu-<br />

mente unabhängig von der Transitivität des betreffenden Verbs stets eine Aktivmarkierung;<br />

PATIENS-Argumente intransitiver und transitiver Verben weisen hingegen eine Inaktivmarkie-<br />

rung auf (vgl. Klimov 1973, Dixon 1979, Blake 1994, 2001). Somit muß man zur Beschrei-<br />

bung dieser Systeme zwischen AGENS- und PATIENS-Argumenten von intransitiven Verben<br />

unterscheiden können. Dies ist aber mit den beiden Merkmalen [±hr] und [±lr] nicht möglich,<br />

da das einzige Argument intransitiver Verben stets einfach nur als [-hr,-lr] spezifiziert ist.<br />

Welche Partizipanteneigenschaften der Unterscheidung zwischen AGENS- und PATIENS-<br />

Argumenten intransitiver Verben zugrunde liegen, ist noch umstritten. Diskutiert werden unter<br />

anderem Kontrolle, Aktivität, Agentivität und Belebtheit (vgl. z.B. Mithun 1991, Primus 1998,<br />

1999). Für den vorgeschlagenen Erwerbsmechanismus ist es nicht entscheidend, welcher<br />

dieser Faktoren primär für die Distribution von Kasusmarkierungen bei intransitiven Verben<br />

ist. Wichtig ist lediglich, daß sich alle diese Faktoren auf die Relationen zwischen Partizipanten<br />

und dem betreffenden Ereignis beziehen, während die Absolutiv/Ergativdistinktion sich aus der

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