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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Einleitung 3<br />

negativer Evidenz zurückgewiesen werden können, d.h. aufgrund von Informationen<br />

über die Ungrammatikalität bestimmter Strukturen. Wie Studien <strong>zum</strong> Input von Kindern<br />

und lernbarkeitstheoretische <strong>Untersuchung</strong>en gezeigt haben, ist negative Evidenz aber<br />

nicht systematisch verfügbar und kann auch nicht durch vereinfachte Inputstrukturen<br />

oder semantische Informationen ersetzt werden (vgl. z.B. Pinker 1989, Marcus 1993).<br />

Zur Lösung des logischen Problems nimmt man in der an Chomsky (1965, 1981,<br />

1995) orientierten generativen Grammatik und Spracherwerbsforschung an, daß Kinder<br />

über angeborene grammatische Kategorien oder Merkmale sowie über Regeln oder<br />

Prinzipien verfügen, die den Hypothesenraum beschränken und so verhindern, daß Kin-<br />

der Hypothesen aufstellen, die sie nur mit Hilfe von negativer Evidenz widerlegen<br />

könnten. Wenn Kinder tatsächlich über derart spezifische genetische Prädispositionen<br />

verfügen sollten, stellt sich allerdings die Frage, warum sich der <strong>Grammatikerwerb</strong> den-<br />

noch über mehrere Jahre erstreckt. Man muß sich somit mit dem sog. Entwicklungs-<br />

problem auseinandersetzen (vgl. u.a. die Beiträge in Weissenborn/Goodluck/Roeper<br />

1992, Clahsen 1996, Friedemann/Rizzi 2000). Zugleich muß man einen Lösungsansatz<br />

für das sog. Bootstrappingproblem liefern (vgl. Pinker 1984). Dieses besteht darin zu<br />

erklären, wie Kinder overte Realisierungen grammatischer Kategorien im Input iden-<br />

tifizieren und korrekt kategorisieren können. Darüber hinaus muß man eine Erklärung<br />

für universelle Entwicklungssequenzen finden, die beim Erwerb von overten Instan-<br />

tiierungen grammatischer Kategorien zu beobachten sind - d.h. eine Lösung für das sog.<br />

Ordnungsproblem (vgl. u.a. Miller/Chomsky 1963, Roeper/Weissenborn 1990).<br />

Für diese Probleme hat man im Rahmen der generativ orientierten Linguistik und<br />

Spracherwerbsforschung seit den 60er Jahren zahlreiche Lösungsansätze vorgeschlagen.<br />

Diese möchte ich in Kapitel I vorstellen und diskutieren. Im Mittelpunkt soll dabei die<br />

Entwicklung von merkmalsbasierten minimalistischen Modellen stehen (vgl. z.B.<br />

Fanselow 1991, Bierwisch 1992, Chomsky 1995 sowie den Überblick in Radford 1999),<br />

denn solche Modelle bieten meiner Auffassung nach die Möglichkeit, sowohl den<br />

widerstreitenden Anforderungen innerhalb dieser beiden Disziplinen als auch ihren<br />

unterschiedlichen Erkenntnisinteressen gerecht zu werden.<br />

Im Rahmen solcher Modelle nimmt man zwar - wie in allen generativen Ansätzen -<br />

genetisch determinierte Prädispositionen für den Spracherwerb an; man bemüht sich<br />

aber um eine Minimierung der Annahmen zu angeborenen Universalien, die den<br />

Hypothesenraum für spracherwerbende Kinder beschränken. Dabei versucht man, den

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