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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Prädispositionen für die Kategorisierung sprachlicher Elemente 173<br />

Beim Erwerb von Akkusativsprachen können Kinder feststellen, daß Akkusativmarkierun-<br />

gen nur bei niedrigeren Argumenten auftreten, d.h. mit einer [+hr]-Spezifikation einhergehen.<br />

Für das Merkmal [±lr] haben Argumente mit Akkusativmarkierungen hingegen keinerlei posi-<br />

tive Spezifikationen. Daher bekommen Lexikoneinträge für Akkusativformen, dem Konzept<br />

der radikalen Unterspezifikation gemäß, nur die Spezifikation [+hr]. Nominativmarkierungen<br />

treten sowohl bei [+lr]- als auch bei [-lr]-Argumenten auf, aber nie bei [+hr]-Argumenten. Das<br />

Auftreten dieser Markierungen ist somit nicht an das Vorliegen positiver Merkmalsspezifika-<br />

tionen gebunden. Daher bleibt der Lexikoneintrag für Nominativmarkierungen unterspezifiziert.<br />

Damit ergeben sich für Kasusmarkierungen in Akkusativsprachen die folgenden Spezifika-<br />

tionen: DAT [+hr,+lr], AKK [+hr], NOM [ _ ]. 23<br />

Beim Erwerb von Ergativsprachen finden Kinder Ergativmarkierungen, die auf [+lr]-Argu-<br />

mente beschränkt sind, d.h. stets ein höheres Argument markieren. Dies sollte zur Integration<br />

des Merkmals [+lr] in Lexikoneinträge für Ergativmarkierungen führen. Absolutivaffixe mar-<br />

kieren hingegen sowohl [+hr]- als auch [-hr]-Argumente. Außerdem haben Argumente mit<br />

Absolutivmarkierungen nie die Spezifikation [+lr]. Für Absolutivmarkierungen läßt sich somit<br />

kein Zusammenhang zwischen positiver Spezifikation und Kasusmarkierung beobachten.<br />

Daher bleibt der Lexikoneintrag für diese Markierungen unterspezifiziert. Somit ergeben sich<br />

für Kasusmarkierungen in Ergativsprachen die folgenden Spezifikationen: DAT [+hr,+lr], ERG<br />

[+lr], ABS [ _ ]. 24<br />

Sind die Spezifikationen für die einzelnen Kasusmarkierungen erst einmal erworben, ergibt<br />

sich die Distribution dieser Markierungen aus dem Spezifizitätsprinzip: Dativmarkierungen sind<br />

mit ihrer [+hr,+lr]-Spezifikation die spezifischsten Markierungen. Dies gibt ihnen den Vorrang<br />

vor anderen Markierungen, wenn sie mit den Spezifikationen des betreffenden Arguments<br />

kompatibel sind. Dies ist allerdings nur bei mittleren Argumenten der Fall, die ebenso wie die<br />

Dativmarkierungen als [+hr,+lr] spezifiziert sind. Akkusativmarkierungen und Ergativmarkie-<br />

rungen sind aufgrund ihrer [+hr]- bzw. [+lr]-Spezifikation spezifischer als die völlig unter-<br />

23 Ähnliche Aussagen zur semantischen Basis und Distribution negativer und positiver Merkmals -<br />

werte für Nominativ- und Akkusativmarkierungen finden sich bereits bei Jakobson (1936/1971: 32).<br />

Jakobson (1936/1971:52) geht darüber hinaus auch davon aus, daß "der Dativ als der Kasus des<br />

indirekten Objekts oder des Nebenobjekts definiert" werden sollte.<br />

24 Ähnliche Aussagen zur semantischen Basis und Distribution negativer und positiver Merkmals -<br />

werte für Ergativ- und Absolutivmarkierungen finden sich bereits bei Jakobson (1936/1971:32).

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